Details

Mit:
Datum: 6. August 2003
Location: Stadtgarten
Konstanz
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Das Deutsch-Rock Urgestein Karat scheint bis heute frei von Erosion.

Review von Jens Brüggemann

"Licht und Schatten": Blaue Spots, Nebel, ein von sanft-sphärischen Keyboardsounds getragenes Intro - gegen 21 Uhr standen Karat dort, wo sie immer noch hin gehören. Auf der Bühne. Wie die nächsten zwei Stunden zeigten, fühlte sich die oft als "Urgestein des Deutsch-Rock" bezeichnete Band dort sehr wohl. Und sie haben nichts verlernt, wie mir der 60-jährige Hermann aus Frankfurt/Oder versicherte. Die 19 Songs umfassende Setlist nicht auf den Bühnenboden geklebt, sondern direkt im Hirn, gaben die "alten Steine" Einblicke in über 30 Jahre Bandgeschichte.

Klassiker aus den 70ern wie "König der Welt" oder "Albatros" zählten zu den musikalischen und Performance-Höhepunkten des heißen Sommerabends. Sänger Herbert Dreilich unterstützten Michael Schwandts großartige Drum-Leistung und Bass-Lines von Christian Liebig, die kräftig drückten. Das ist Rock-Musik vom Feinsten. Nicht zu vergessen die teilweisen Percussion-Einlagen des Keyboarders Martin Becker. Gründungsmitglied Bernd Römer überzeugte mit sauber gespielten Riffs an der Gitarre. Und kurz vor Schluss auch im Bühnengraben direkt vorm Publikum. Danach hatte er jedoch kleinere Probleme, wieder auf die Bühne zu kommen.

Dreilich, der zwischendurch das Publikum mit "Ihr seid dufte!" lobte, konnte auch ernst: "Jeder hat schon mal einen Tiefpunkt gehabt. Ich besonders." Vielleicht spielte er damit auf den Schlaganfall an, den er 1997 während eines Konzerts erlitt. Hiermit gab er doch nicht nur Persönliches preis, sondern schaffte auch einen wirksamen Einstieg in den druckvoll und überzeugend gespielten Song "Mich zwingt keiner auf die Knie." Dass Dreilich jedoch an seine Grenze ging, zeigte sich nicht nur in den teilweise auf die Bühne gestellten Hockern, sondern auch in einem Hosen-Wechsel schon nach der siebten Runde.

Nach einer ersten Verabschiedung erklang im Auditorium nur kurz der Ruf "Über Sieben Brücken", und schon standen sie wieder da. Eine geplante Zugabe, die schließlich mit "Magisches Licht" zuende ging. Der erneute Ruf nach einer Zugabe verklang sehr schnell. Die Band war fertig und hatte alles gegeben, was sie konnte. Die Fans und Gelegenheitszuschauer hatten bekommen, was zu bekommen war: einen musikalisch einwandfreien Abend, mit stimmungsvoll und überzeugend rübergebrachten Songs.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Karat

Karat sind eine der Institutionen des Deutschrock. In der ehemaligen DDR sind sie neben Bands wie City oder den Puhdys die Speerspitze der real existierenden …