laut.de-Kritik
Passend für Moshpit und Candlelight-Dinner.
Review von David HutzelMit Trends ist das so eine Sache. Kaum einer gibt jemals zu, absichtlich auf sie zu achten. Man hört ja schließlich auch nicht auf Mutti, wenn sie in Sachen Mode erkennt: "Dieser fesche Denim-Style liegt gerade auch für Männer voll im Trend." Allzu oft gibt man sich trotzdem einer Konsum-Illusion hin – ohne, dass einem bewusst ist, doch nur von der Stange gekauft zu haben.
Was das mit Kill It Kid zu tun hat? Auf ihrem dritten Album präsentiert sich die junge Band gewissermaßen als Sneaker des klassischen Rock: "You Owe Nothing" hält Songs für jeden Anlass parat und passt zu wilden Moshpits wie zu Abenden im Kerzenschein. Ein Album, wie es in den letzten Jahren viele gab, seit "Seven Nation Army" in die Stadien Einzug hielt und die Black Keys den Riff-Rock endgültig kommerziell wiederbelebten.
Die Stimme von Kill It Kid-Sänger Chris Turpin erinnert zumindest streckenweise mit ihrer rhythmischen Art und ihren aufgebrachten Betonungen an Jack White. Das stellt der Fronter im Stück "Sick Case Of Loving You" klar, das schnell Fahrt in Richtung Südstaaten aufnimmt. Auch sonst klingen die vier Briten erstaunlich amerikanisch.
"Caroline" mit Slide-Gitarre reiht sich beispielsweise dort ein, der Track selbst gehört jedoch eher zur seichten Sorte Midtempo-Folk-Rock. Immerhin: Die Stimmen von Chris Turpin und Pianistin Stephanie Ward (die später noch ein paar Karen O-Momente versprühen wird) harmonieren wunderbar. Der Song ist einer der schlechteren des Albums, doch wenigstens kommt Wards Piano hier eine tragende Rolle zu. Ansonsten gehen die subtilen Melodien viel zu oft zwischen den verzerrten Gitarren und dem Bass mit seinem Grunge-Sound unter.
Gerade die Balance zwischen diesen beiden tragenden Elementen im Klang der Briten spielt "Hurts To Be Loved By You" in den Vordergrund. Großes Plus des Tracks: Hier hält Turpin seinen Hormonspiegel im Zaum, die Ausbrüche der Klampfe erscheinen wohl temperiert, sind dafür aber um so effektvoller gehalten. Spannend, wenn ausnahmsweise nicht direkt in jede Rock-Kerbe geschlagen wird.
Am Ende gibt es diese Augenblicke leider viel zu selten. Die Tatsache, dass sich Gerotze mit Feuerzeug-Faktor abwechselt, verleiht "You Owe Nothing" nicht gerade Charakter. Als wollten Kill It Kid die Subways sein, die jetzt White Stripes und My Morning Jacket hören. Erstere klammern sich ja zumindest seit Jahren auf sämtlichen Festivals fest, sind aber letztlich auch nur eines: musikalische Stangenware – eine unter vielen.
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