laut.de-Kritik

Holprige Reime, simple Beats, außergewöhnlicher Humor.

Review von

Die unbestritten größten Eigenbrötler des Deutschrap legen mit "Irgendjemand Muss Doch" ihr bereits fünftes Album in neun Jahren vor. Die eigenwilligen Produktionen der beiden Ulmer lassen sie kaum nach den üblichen Maßstäben bewerten: Sie versuchen nicht einmal, sonderlich gut zu flowen. Dafür gelingt es ihnen aber immer wieder, Anhänger völlig verschiedener Genres mit ihren humoristischen Ergüssen zu überzeugen.

Das vorliegende Album fügt sich nahtlos in die bisherigen Releases des Duos ein. Von Anfang an kommen holprige, dafür aberwitzig abstruse Reime über beinahe unerträglich simple Beats aus den Boxen. "Skrupel kenn' ich keine. Meine Lieblingsfrau? Deine! | Wenn die Crackrocks aufgebraucht sind, rauche ich WC-Steine." "Aggressionsmanagement" ist angesichts der total amusikalischen Hookline wohl ein recht passender Titel.

Mit den Low-Fi Beats haben die beiden sich allerdings dieses Mal zurückgehalten. Sie wirken zwar immer noch recht eigenwillig, könnten aber ansonsten auch von der Platte jedes anderen Rappers stammen. Beeindruckend bleibt die Vielfalt der Stile, die völlig strukturlos miteinander vermischt werden, um den Klangteppich für die gerappte Zwei-Mann-Comedy zu bilden. Elektro, Funk, Jazz, Volksmusik, abgefahrene Instrumentals, stakkato wie das Thema von "Snatch", Hauptsache, es groovt.

Vom Rapstyle her nähert sich Quasimodo immer mehr an das junge Bo an, Stücke wie "Come Out And Kick" oder "13" vermitteln das Gefühl, statt Kinderzimmer Productions rotiere das Fünf Sterne-Meisterwerk "Sillium" im Plattenspieler.

Insgesamt wirkt das Werk der beiden Ulmer noch ausgereifter und gefällt mir persönlich besser als "Die hohe Kunst der tiefen Schläge" und "Wir sind da wo oben ist". Die Beats kicken doch teilweise tatsächlich kräftig die Ärsche, dennoch bleiben sie den bisherigen Releases treu.

Für Battlerap- und Pornostyle-Sympathisanten könnte sich die Platte als fataler Fehlkauf entpuppen, denn man sollte schon einen ausgefallenen Humor sein eigen nennen, um Kinderzimmer Productions richtig genießen zu können. Nicht umsonst halten auch viele Rap-Verächter die Ergüsse der beiden Ulmer immer wieder für genial.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Aggressionsmanagement
  3. 3. Der Doktor
  4. 4. Deine Mutter Und Ich
  5. 5. Irgendwo Dazwischen
  6. 6. Pauls Horn
  7. 7. Rrrrrhhh
  8. 8. Irgendjemand Muss Doch Feat. Baggefudda
  9. 9. Wo Ist Mein Kopf - Mahagony 1
  10. 10. Buttermilch Mahagony 2
  11. 11. Come Out And Kick
  12. 12. Mein Ding
  13. 13. 13
  14. 14. Styles Ohne Ende

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