laut.de-Kritik

Ey, wenn du mir blöd kommst, hol' ich meinen kleinen Bruder!

Review von

Optik BOOM! Sollten immer noch Zweifel darüber bestehen, wer die Nummer eins im deutschen Battlerap-Game ist: Kool Savas gibt die Antwort zum x-ten Mal. "Der King ist back und räumt die deutsche Szene auf wie Godzilla."

Hölle, Hölle, das ist mal wahr. Schon das Intro kommt derartig bombastisch daher, dass man nur staunen kann. Das handwerkliche Niveau, sowohl produktions- als auch rap-technisch, ist phänomenal. Beats rollen, einer mächtiger als der andere, wie Panzer aus den Boxen und plätten Gehör und Verstand vollkommen mühelos.

Über diesen Monstersound flowt der King, unterstützt von seinem Hofstaat, der ihm - man muss es so sagen - allerdings nicht das Wasser reichen kann. Trotzdem rangieren die allermeisten auf der "John Bello Story" präsentierten MCs, auch wenn sie neben Savas nur wie schmückendes Beiwerk erscheinen, immer noch mindestens eine Klasse über allem, das man üblicherweise als "Battle-Rapper" angedreht bekommt.

Ich kriege jetzt schon Angst, wenn ich mir ausmale, was aus den Optik Youngstars noch werden soll, wenn die so weitermachen. Savas' kleiner Bruder Sinan: 17 Jahre. Sein Cousin Dimi ist 12. Zwölf! Heilige Scheiße, wie wird der rappen, wenn er groß ist! Blut ist dicker als Wasser, sicher. Hier mag (im wahrsten Wortsinne) Vetternwirtschaft am Ruder sein. Egal, die beiden Kleinen verteidigen ihren Platz auf dem LineUp ohne Probleme.

Interessant: Während Savas selber vornehme Zurückhaltung übt und seinen Ex-Schützling Eko lediglich in seinem Antwort-Diss-Track "Das Urteil" abwatscht (eine Fünfeinhalb-Minuten-Abrechnung über einem gewohnt ausgefeilten Melbeatz-Hintergrund, bei der Freunde der schmutzigen Wäsche wirklich voll auf ihre Kosten kommen), fühlen sich Dimi und Sinan offensichtlich zu Wadenbeißern, sorry, ich meinte selbstverständlich zu Rettern der Familienehre berufen.

"Nichts gegen mich", "Dicker als Wasser" ... Nahezu jeder Auftritt der Youngsters enthält einen Eko-Diss. Da kann sich Kool Savas tatsächlich entspannt zurücklehnen. Ganz neues Konzept, das: "Ey, wenn du mir blöd kommst, hol' ich meinen kleinen (!) Bruder." Funktioniert gut, ich würde mich fürchten, stünde ich auf der anderen Seite. Sinan verkündet in seinem Freestyle: "Ich bin bereit fürs Biz, ich hab genug geübt fürs Game." Kein Einspruch. Zumal er in "Feuerzeilen" Ercandize locker in die Tasche steckt.

Daneben führt Savas mit seiner Optik Army, Amar, Ercandize und Caput, reichlich illustre Gäste ins Feld. 3p-Export Illmatic hätte ich zwar lieber verdrängt, und was den "Reutlinger Newcomer Kaas" angeht, hoffe ich schwer, dass ich von ihm und seiner über die Maßen nervigen Stimme künftig verschont bleiben werde; dafür liefert Cam'ron einen wirklich hörenswerten Freestyle ab, und die Kollabo mit Bush Babee Mr. Man gehört raptechnisch zur allerersten Sahne: Savas tönt hier einmal mehr, als würde er sich die Rhymes ohne jede Anstrengung aus dem Ärmel schütteln.

Caput amüsiert mit "Wenn ein Spittertext ..." (Jawohl! Immer feste drauf auf die Heulsuse Xavier Naidoo!), während sich Amar für "Feuer über Deutschland" einen Beat auf den eigenen Leib schmiedet - auch das eine ausgesprochen gelungene Nummer (wie überhaupt Amars Beats, zum Beispiel in "Jetzt ist vorbei", eine fies drückende Stimmung entfalten, was mir gut gefällt). Zusammengerührt wird der Cocktail altbewährt von DJ Katch.

So weit: zwei Daumen hoch. Das ist eben Battlerap, das gehört so. Allerdings langweilen auf Albumlänge zwei Dinge kolossal: Einerseits ist der Stil immer der gleiche; um einen Song zu hören, der sich in der Machart von den ganzen anderen abhebt, möchte ich eigentlich nicht auf einen Hidden Track warten müssen. Andererseits: die Texte. Was soll man dazu sagen, außer: "Das ist eben Battlerap"? Verschleudertes Talent, wie ich meine, wenn Jungs, die so offensichtlich kapiert haben, wie man ein Mikrofon hält, dann nichts zu erzählen haben, außer, dass sie die dicksten Eier haben. Daran würde doch ein Hauch von Inhalt nichts ändern. Verdammt noch mal.

Trackliste

  1. 1. Kool Savas - Intro
  2. 2. Kool Savas – 40 Bars
  3. 3. Optik Army - 4 MCees
  4. 4. Kiezklatsche (Skit)
  5. 5. Kool Savas – Ridah Freestyle
  6. 6. Kool Savas & Ercandize – Oh Oh Oh Oh
  7. 7. Raab (Skit)
  8. 8. Sinan – Nichts Gegen Mich
  9. 9. Juelz Santana – Exclusive Optik Freestyle
  10. 10. Pain In Da Ass (Skit)
  11. 11. Optik Army - Optik Army Taliban
  12. 12. B-Thing Skit
  13. 13. Jae-Son – Exclusive Optik Freestyle
  14. 14. Kool Savas & Samy Deluxe - Yes
  15. 15. Kool Savas & Mr. Man - Brooklyn 2 Berlin
  16. 16. Kool Savas - Freestyle
  17. 17. Kool Savas & Illmatic - Was Ist Rap?
  18. 18. Kool Savas Feat. Sinan & Dimi - Dicker Als Wasser
  19. 19. Cam'ron – Exclusive Optik Freestyle
  20. 20. Amar - Feuer Über Deutschland
  21. 21. Caput - Wenn Ein Spittertext...
  22. 22. Kool Savas & Kaas - Neuer Wind
  23. 23. Optik Army - Jetzt Ist Vorbei
  24. 24. Sinan - Freestyle
  25. 25. Kool Savas&Amar - Räumen Das Boot
  26. 26. Sinan & Ercandize - Feuerzeilen
  27. 27. Kool Savas & Caput – Freestyle
  28. 28. Sinan - Ihr Seid Nicht Das…
  29. 29. Kool Savas - Das Urteil

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3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    King savas ist der beste egal wan egal wo ...

  • Vor 13 Jahren

    sieh an, damals mochte ich kaas nicht. das hatte ich ja schon ganz vergessen. tja. zeiten ändern dich. :smug:

  • Vor 3 Jahren

    Mitte der 2000er verlor Savas irgendwo zwischen dem Beef mit Eko Fresh, seinem Label „Optik Records“ und der Last des Klassiker-Debüts seinen Weg aus den Augen und hangelte sich mit sehr gut gerappten, aber auch unheimlich belanglosen Texten so durch die Monate und Jahre. „Die John Bello Story“ ist in erster Linie durch das Diss-Epos „Das Urteil“ bekannt –weitere Gründe dafür, sich dieses Label-Mixtape voller 16er-Exclusives seiner selbst und damaligen Signings auf überaus simplen Beats anzuhören, gibt es aber nicht. 1/5.