laut.de-Kritik
Nach Slayers Live-Gegurgel sind Kreator die Kronprinzen.
Review von Yan VogelMit "Violent Revolution" eroberten Kreator 2001 den nationalen Thrash-Thron zurück und schlossen mit räudigen Alben wie "Hordes Of Chaos" gar zur internationalen Speerspitze um Slayer, Testament oder Exodus auf. Gerade der finnische Schweiger Sami Yli Sirniö an der Lead-Gitarre brachte Melodie und Detail gleichermaßen zur Geltung, weswegen die Hits dieser Platten den vorliegenden Live-Auftritt dominieren.
London, feuchter Traum aller Musikschaffenden, liefert am 16. Dezember 2018 den Rahmen für das letzte Konzert der Welttournee, die unter anderem die Schwarzwurzel-Karnevalisten von Dimmu Borgir, die Melodic Death-Combo Soilwork und die Tribal-Krawallos von Sepultura begleiteten. Das Flair des Roundhouse nutzten bereits Acts wie Devin Townsend, Motörhead oder Opeth für Live-Releases. Ob Absicht oder Zufall: Nach Slayers Live-Schwanengegurgel "The Repentless Killogy" stehen Kreator mit "London Apocalypticon" als Kronprinzen parat.
In der historischen Kulisse gibt Mille wie gewohnt den Master Of Ceremony und dirigiert das nach 'Good Friendly Violent Fun' lüsternde Publikum nach Belieben. Für Bassist Speesy stellt diese Nachlese das Abschiedsdokument dar, ersetzt ihn ja bekanntlich Ex-Dragonforce-Tieftöner Frederic Lequlerc. Drummer Ventor rödelt gehörig hinter seiner Schießbude und mimt den ungnädigen Antreiber. Einzig kleinere Timing-Schwierigkeiten, besonders beim Double Bass-Part von "Satan Is Real", trüben das Hörvergnügen.
Ansonsten geht es Knall auf Fall. Highlights der letzten zwei Dekaden wie "Violent Revolution", "Phantom Antichrist" oder "Enemy Of God" fliegen ins weite Rund. Das Publikum saugt den melodischen Prügel begierig auf und kreischt mit. Alte Schoten wie "Pleasure To Kill" oder "Flag Of Hate" zelebriert das Quartett genüsslich. Trotz des rohen Charakters und einiger Ungenauigkeiten wurden einige Overdubs hinzugefügt. Die Band ging an diesem Londoner Abend etwas verkrampfter zu Werke. Wer einen breiteren Eindruck von den Live-Qualitäten Kreators benötigt, greift vielleicht besser zur Blu-ray, da dort noch die Auftritte in Chile und auf dem Masters Of Rock verewigt sind.
2 Kommentare mit einer Antwort
Ui, mal ganz was neues. Obwohl ich manche Thrasher mag, gehen die mir am Arsch vorbei. Sowie eigentlich alle deutschen Bands aus der Sparte.
Geht mir - mit Ausnahme von Depressive Age - genauso.
nach der überragenden "gods of violence" nun dieses mit highlights gespickte liveteil. man merkt hier auch - etwa im vergleich zu sleyers letzten live-zuckungen - dass kreator einfach bessere songwriter sind als viele kollegen aus der zickenmetal-sparte. für mich gehören sie direkt neben testament an die qualitative spitze.