laut.de-Kritik
Kylie zerrt die Vergangenheit ins Schlafzimmer.
Review von Kai ButterweckPünktlich zur nahenden Vorweihnachtszeit klatscht die Musikindustrie alljährlich begeistert in die Hände, da es plötzlich einen Grund gibt, standardisierte Best Of-Alben, gehaltlose Special Editions und nicht minder überflüssige Compilations unters Volk zu jubeln.
Kylie Minogue-Fans dürften sich allerdings bereits nach den ersten Tönen des vorliegenden Retrospektive-Werks verwundert an den Ohren kratzen, denn auf "The Abbey Road Sessions" bekommt die sechzehnfache Reise in die Vergangenheit einen komplett neuen Sound-Anstrich.
Melancholische Orchestertöne und zart gezupfte Akustikspiele statt flächendeckendes Synthie-Geschwader und tanzbare Disco-Beats: Die Australierin packt ihr Hit-Erbe in kuschelige Watte und zerrt Songs wie "I Should Be So Lucky", "All The Lovers" und "Can't Get You Out Of My Head" von der Tanzfläche ins Schlafzimmer.
Mit süffigen Streichern und teilweise komplett neuen Melodieläufen verwandeln sich kurzweilige Airplay-Sternchen ("Better The Devil You Know", "Hand On Your Heart") urplötzlich in aufwühlende Melancholie-Perlen. Mit Hilfe des seichten Backgrounds präsentiert sich auch Kylies Organ in einem völlig neuen Gewand und glänzt vor allem auf den spartanisch instrumentierten Momenten des Albums ("I Believe In You", "Never Too Late") mit ungewohnt nachhaltigem Tiefgang.
Ab und an verlässt sie aber auch das kuschelige Schlafgemach und räkelt sich stattdessen auf dem Piano einer verrauchten Eckbar ("On A Night Like This") oder katapultiert sich schlagartig ein paar Jahrzehnte zurück in die Swing-Ära ("The Locomotion").
Am Ende gelingt mit der Neuinterpretation des mystischen Meilensteins "Where The Wild Roses Grow" sogar der Abstecher ans wärmende Lagerfeuer. Hand in Hand mit Nick Cave dürfte aber sowieso jeder Spaziergang ans Ziel führen. Mit "The Abbey Road Sessions" beweist Kylie Minogue, dass bei einem musikalischen Recycling-Programm weitaus mehr herauskommen kann, als eine bloße Aufstockung der eigenen Diskografie. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
12 Kommentare
cool das sie mehr macht als einfach nur neues Silber zu verpressen.
allerdings hab ich "i should be so lucky" letztes mal im Radio gehört und ... meine Fresse das tönt richtig richtig richtig ... RICHTIG scheisse!
Absolut geniale Neuinterpretationen von alten und nicht so alten Hits. Diese beweisen, wie gut schon das SOngwriting in den Original-Versionen war. Auch stimmlich wird hier ziemlich auf die Kacke gehauen! Mehr davon im nächsten "richtigen" Album, Kylie!
Wo bleibt der Worstuser um laut "milf" zu schreien?
blindluck
Gebongt, wird gemacht. MONIFHA!
Die alt bekannten Stücke neu aufgelegt. Obwohl Kylie das ja auch in den Live Shows immerwieder macht, wundert es mich, dass man aus manchen Songs immer noch ne weitere Facette rausholen kann. Ganz besonders gelungen sind "Slow", "Confide in me" "where the wild roses grow" und "cant get you out of my head"
An manchen Stellen wirks manchmal ein bischen zu cheesy aber irgendwie gehörts ja auch dazu ;O)
Großes Theather und ein wunderschönes Album von der winzigen Australierin.Nach dem merkwürdigen best of Kylie Minogue (wer soll sowas kaufen?...oops ich ), kommt jetzt wirklich ein funkelnder Diamant in die Regale. Wahrscheinlich wird das Album in Deutschland kommerziell mal wieder floppen, aber allen sei gesagt, dass dieses Album ein tolles Geschenk an Ihre Fans ist.