laut.de-Kritik

Mit Raps, die GTI-Kalle mit 1,5 Promille auch brabbeln könnte.

Review von

Wer im schnelllebigen Musikgeschäft im Laufe seiner 20-jährigen Karriere bereits zwölf Alben mit mehr oder weniger großem Erfolg herausgebracht hat, dem gebührt Respekt. Die Frage ist jedoch, wem LL Cool J seinen stetigen Erfolg zu verdanken hat. Ich werde den Gedanken einfach nicht los, dass die Arbeit der jeweiligen Kollabo-Partner daran den Löwenanteil ausmachte. Eine Annahme, die auch bei "Todd Smith" nicht allzu fern liegt. Immerhin trat Mr. Smith für gerade einmal einen (!) Song ohne Unterstützung in die Gesangskabine.

Dabei will ich gar nicht bestreiten, dass LL Cool J zu den Koryphäen des Genres gehört. Keine Frage, "I Can't Live Without My Radio" war 1985 wegweisend für die Entwicklung von Mainstream-Hip Hop. Aber Herrgott, das ist nun mal schon 20 Jahre her. Und im Gegensatz zu den Oberarmen und Hosen ist der Sound LL Cool Js seitdem nicht mehr dicker geworden.

Die erste Single "Control Myself" mit hauchender Unterstützung von Jennifer Lopez haut mich schon nicht vom Hocker. Ja, ich weiß, LL steht für Lady Lover, aber diese Raps kann auch GTI-Kalle am Wörthersee mit anderthalb Promille noch brabbeln. Und überhaupt: Wie dieses Afrika Bambaataa-Sample verwurstet und dann darauf gestylt werden muss, zeigt derzeit DJ Khaled mit den Haudegen der Stunde Paul Wall, Rick Ross, Pitbull, Lil' Wayne und Fat Joe auf "Holla At Me Baby".

In der Folge dümpeln "Freeze" mit Sony-Chanteur Lyfe, "Best Dress" mit Oscar-Gewinner Jamie Foxx und "#1 Fan" durch seichte Rap/R'n'B-Gewässer, hinterlassen jedoch lediglich kleine Wellen, die nicht einmal Fischärsche bewegen. Den Höhepunkt der Schmalzigkeit liefert "Down The Aisle" mit der fast vergessenen Gesangstruppe von 112. Kostprobe? "Your eyes tell me not to worry and sincere. Can't turn back now, destiny is why I'm here. Our friends laugh when I take you by the hand. But they are single, they don't understand. I'm a partner for life, I'm gonna treat you right. Our honeymoon is forever not just tonight." Igitt, igitt. So was versaut mir schon mal einen ganzen Tag!

Doch wie gesagt, LL trägt nicht ganz zu Unrecht ein Mikro auf dem muskulösen rechten Arm. Auf losgelösten E-Gitarren hält Mr. Smith sogar mit jenen mit, die derzeit im Geschäft den Ton angeben. Juelz Santana stiehlt LL auf "It's LL And Santana" jedenfalls nicht die Show. Ähnlich brachial und überzeugend funktioniert die Mischung aus altem Herrn und hungrigem Nachwuchs auf "What You Want" mit Roc-A-Fella-Repräsentant Freeway. Auch in Begleitung von Mary J. Blige klappt das muntere Kollaborieren ganz gut. Mag vielleicht aber auch am Old School-Feeling liegen, das "Favorite Flavor" mit jovialer Bassline vorlegt.

Der Rest ist akzeptabel und hörbar, wie man es vom selbsternannten Greatest Of All Time gewohnt ist. Aber eben auch genauso unspektakulär und, ja, langweilig. Nicht dass ich Todd Smith in Rente schicken will, aber so kann das auch nicht weitergehen. Wer auf seinen Alben von der Qualität seiner Gäste lebt, sollte wirklich darüber nachdenken, ob es nicht vielleicht doch Zeit für den Rücktritt wäre.

Trackliste

  1. 1. It's LL And Santana
  2. 2. Control Myself
  3. 3. Favorite Flavor
  4. 4. Freeze
  5. 5. Best Dress
  6. 6. Preserve The Sexy
  7. 7. What You Want
  8. 8. I've Changed
  9. 9. Ooh Wee
  10. 10. #1 Fan
  11. 11. Down The Aisle
  12. 12. We're Gonna Make It
  13. 13. So Sick

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