La Ruda - " La Trajectoire De L'Homme Canon"

La Ruda sind in Frankreich längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Bereits seit 1993 veröffentlichen die acht Musiker aus Angers Alben und spielten bis zum Jahr 2006 über 800 Konzerte in Clubs oder auf Festivals. Ihr fünftes Studioalbum "La Trajecoire De L'Homme Canon" bietet in 14 Stücken alles, was man zu einem gut gewürzten Ska-Rock-Pop Coktail braucht. Eingängige Gitarren-Riffs in Kombination mit anschmiegsamen Bläserpassagen, die dem Sound eine unverwechselbare, warme Note geben.

Der Opener "Un Et Un Font Trois" wartet mit ruhigen Strophen auf, im Refrain wird eine ganze Schippe Gitarren draufgelegt, die französischen Texte, gesungen von Sänger Pierrot, kommen verkündend und kraftvoll daher. Sie sind voller Metaphern und auch gerne einmal, wie in "Tierra Ne Repond Plus", ein wenig kritisch. Auch klassische Ska-Nummern mit typischem Off-Beat hat es hier, "Des Horizons des Peages" ist so ein Song. Das Titelstück rock ordentlich, ist eine schmissige Nummer, Pierrots Texte werden zu skandierten Parolen, und schnelle, rockige Passagen werden einmal mehr von den formidablen Bläsern aufgepeppt.

Auch wenn der Gestus und die Text-Thematik der Band eigentlich eine ernsthafte ist, muss man bei "Marylin", einer augenzwinkernde Liebeserklärung mit bellendem Männerchor im Hintergrund, doch ein bisschen schmunzeln. Leider sind La Rudas Melodien bisweilen nicht besonders originell, nur mit Hilfe der charmanten Bläser-Sektion gelingt es ihnen immer wieder, kleine, schmissige Lieder zu basteln, die im Ohr bleiben und dessen Pop-Appeal man sich manchmal nur schwer entziehen kann.

Nach dem schnelleren Ska-Stück "Ronnie Sait" schaltet "De Simples Choses ..." einen Gang zurück, und die mit tiefer, bäriger Stimme von Pierrot vorgetragenen Texte spenden Mut und Hoffnung. "La Trajectoire De L'Homme Canon" bringt zwar nichts grundlegend Neues, aber mit gut bewährten Zutaten wie mehrstimmigen Refrains im Frage-Antwort-Modus ("Si J'étais Une Histoire") macht die Band wenig falsch und viel Spaß.

"De La Vie Jusqu'au Cou" ist vielleicht das schönste Lied des ganzen Albums, La Ruda nehmen das Tempo und die Bratz-Gitarren raus und machen eine entspannte Nummer draus, die der Platte mit seiner lauten Gitarren-Dominanz gut tut. "Soyez Le Bienvenu" spielt dann noch einmal alles aus, leisere Strophen treffen auf krachende Rafrains, die Bläser versüßen den Gitarren-Strom, die Texte sind zum Mitskandieren - der Tanzboden in Reichweite.

Mal eingängig und mal ein bisschen banal: La Ruda lassen einen polternden Ska-Rock-Bastard los, der gerade für sonnige Abende die richtige Beschallung darstellt. Der nächste Sommer kommt bestimmt.