laut.de-Kritik
Wo die Slowenier den Finger auflegen, schwelt die Wunde.
Review von Ulf KubankeNachdem die seit fast 40 Jahren subversivste Band der Welt dort auftrat, wo der Zynismus jegliche Ironie längst zum Teufel schickte - oder zumindest in den Gulag - fragt man sich unwillkürlich, was da noch kommen könne. Ist Pjöngjang zu toppen? Kaum anzunehmen! Doch Laibach wären nicht Laibach, würden solch schnöde "Höher, Schneller, Weiter"-Gedanken sie auch nur berühren. Mit "Also Sprach Zarathustra" beweisen sie einmal mehr: Dort wo sie den Finger auflegen, schwelt die Wunde.
Die Slowenier sind unangefochtene Weltmeister darin, das Subtile inmitten des Groben zu setzen sowie den Zusammenhang zu erweitern, ohne auf sloganhafte Pointierung zu verzichten. Das Ergebnis ist erneut überragend. Nichts geht hier den Laibach runter.
Programmatisch handelt es sich um ihre bereits vierte Soundtrackarbeit. Nach der niederschmetternden "Klangniederschieft Einer Taufe" (1986), dem wagneresken "Macbeth" und dem Spott von "Iron Sky" dreht sich ihr Klangkarussel für Deutschlands polarisierenden Philosophen Friedrich Nietzsche in eine wieder einmal einzigartige Richtung.
Ursprünglich schrieben sie die Musik für eine "Zaratzhustra"-Adaption des Anton Podbevšek Teaters unter Leitung von Regisseur Matjaž Berger. Das vorliegende Album emanzipiert sich von diesem Kontext ebenso wie von vorangegangen musikalischen Interpretationen der klassischen Komponisten Gustav Mahler, Richard Strauss oder Frederick Delius. Zwischen Neoklassik, Post-Industrial, gelegentlichem Beats und Dark Ambient konterkarieren Laibach Nietzsches vollmundiges Pathos mit unheilvollem Minimalismus. Gleichzeitig ist es - im stets dialektischen Laibach-Kosmos - die philosophische Antithese zu ihrem legendären Queen-Cover und Skandalsong "Geburt einer Nation" ("Opus Dei", 1987)
Zu Zeiten von "Zarathustra" war Gott im Schaffen Nietzsches längst den Weg alles Irdischen gegangen. Er läutete die Stunde des Übermenschen ein und verband alles - durchaus widersprüchlich - mit seiner eher fragmentarischen Vorstellung von Buddhismus, Reinkarnation und ewiger Wiederholung allen Geschehens. Dabei vertauscht er teilweise die moralische Prämissen und dehnt sie in verschiedene Richtungen, bis sein Zarathustra sich jenseits von Gut und Böse befände. "Einsamer, du gehst den Weg zu dir selber und an dir selber führt dein Weg vorbei, und an deinen sieben Teufeln."
Konsequenterweise fungieren große Teile der Platte als schemenhafter Nachhall alles Göttlichen. Zyklischer Verfall und Aufbruch schmeicheln so geschmackvoll als Andeutungen aus den Boxen, dass man dieses Dutzend Tracks - trotz präsenter Finsternis - durchaus als Entspannungsplatte auflegen kann. Es ist Dark Chill Out in Sütterlin. Besonders im Vergleich zum Getöse "Macbeths" oder der ironischen Brechung "Iron Skys" ist Laibachs Zurückhaltung hier augenfällig. Es gibt keine einzige grelle Klangfarbe; alles erwächst und erstirbt in ebenso gemütlicher wie unerbittlicher Stille. "Man kann nur schweigen und stillsitzen, wenn man Pfeil und Bogen hat."
Milan Fras klingt ohnehin schon wie die personifizierte Götterdämmerung. Konstant lauert sein monströses Organ auf jene wenigen Momente, in denen er emotionslos lakonische Sätze wie Geschosse ausspuckt. Das ist dramaturgisch so dermaßen Weltklasse und in perfektem, glasklaren Sound dargeboten: Wer hier keine Gänsehaut bekommt, der spürt rein gar nichts mehr. "Der Mensch ist ein Seil, eine Brücke, ein Übergang und ein Untergang.
Zum transzendenten Klangkörper servieren Fras' Einlagen wieder alle laibachschen Fragezeichen, die den Ball am Ende gen Hörer zurückspielen. Ist das hier die totale Erkenntnis und Erlösung des Geistes oder wenigstens des Individuums? Oder zeigt sich lediglich ein Sieg des Verhängnisses, postuliert von einem Denker, der kurz nach Veröffentlichung vollends dem Wahnsinn verfiel? Eine Antwort bietet auch die Beigabe weiblicher Worte zum Ausklang nicht. Am Ende bleibt das Publikum wieder allein und zurückgeworfen auf eigene Gedanken.
3 Kommentare mit 57 Antworten
Mucke für Laibach hörende Dunkelheimer wie den Anwalt.
Bitte nicht schon wieder Streit vom Zaun brechen Morphi, hm?
morpho hat einfach keine manieren!
provokant-ekelhaft, wie dieser Tugger
lel molti mit Payback, weil er gestern als Lard-Gurl entlarvt wurde.
da droht ein Hausbesuch
Ich hab das bewusst neutral und deeskalierend verfasst. Es ist nun mal Laibach und der Anwalt hat 4/5 vergeben. Wo ist da also die Provokation?
Ihr, IHR schürt doch schon wieder das Feuer!
In Bremen glüht das rote Telefon
der anwalt schon die daywalkerkombi umgeschnallt und auf schwingen richtung s-bahnhaltestelle trimbornstrasse.
Glaubt ihr, dba hat das Schwert der Rechtgläubigen auf dem Weg bei Sodi abgeholt um Morphialden zu bestrafen?
Morpho aktuell auf ganz dünnem Eis
Eher kidnappt der Meurer nen Flixbus, um bei mir zu klingeln und sein Idol zu rächen.
Samt Klosett
Stephan müsst vmtl eher einen Tanklaster kidnappen, voll mit Wasser aus dem Nordmeer um sich richtig wohl zu fühlen.
Na da hat aber jemand den Flixbusreisebericht nicht gelesen, hm?
der war so klar
der Vollständigkeit halber sei aber schon erwähnt, dass das dem ursprung nach ein Sodi-Zitat ist.
lel@Flixbusreisebericht
Wie gesagt, kein Diss. Nur geflügeltes Wort.
20.000 treue Leser geben dem Meurer Recht.
Vorsicht, sonst gibts Haterrap
Ach, verdammt, du steckst da ja auch noch mit drin, ganz vergessen! Wie hast du dich eigentlich so seit dem Fame verändert?
Aber es dürfte ja wohl klar sein, dass die meisten Leser dem erhellenden Star des Blogs gebühren - dem one and only Meuri Mercury.
Mindestens mundi! 97 Prozent der ominösen 20k-Sekte feiert die sakralen Wortblitzschauer, die der kafkaeske Puppenspieler Jose Meurinho auf den virtuellen Rasen schleudert. Da bleibt für mich natürlich nur der Gang auf die Tribüne, doch auch ich brauche mittlerweile Sonnenbrille und falschen Walrossbart wenn ich das Haus verlasse. Bald wird auch über Bezahlcontent nachgedacht um die hohe Nachfrage aus dem Rhein- und Schwabenland zu befriedigen
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Speedi, ich kann hier keine diskriminierenden Beiträge dulden. Sammle deine homophoben Ideen doch bitte für deinen Blog.
Mir kam dieser infame Beitrag noch unter die Augen. Ein vor Homophobie strotzendes Hasspamphlet schlimmster Sorte. Morpho hat hier absolut richtig gehandelt.
Und das im Jahr der Frau!
Musste zwei Stunden zusammengekauert unter der Dusche weinen. Selten einen so hasserfüllten Mist gelesen. Gott sei Dank muss das nun keiner mehr durchmachen.
Was Dildos mit Homophobie zu tun haben erklärt sich für mich nicht. Das angedeutete Sexualpraktiken, die sowohl Männlein wie auch Weiblein durch führen, ja ich gebe es zu nicht in aller Öffentlichkeit (meistens) im Allgemeinen, was mit Hass zu tun haben, auch nicht erklärbar. Würde eher auf das Gegenteil schließen, die Liebe nämlich. Auch die Selbstliebe, zählt da so weit ich informiert bin dazu.
Was für mich glasklar nun ist, eine vermeidliche Weltoffenheit kumuliert hier mit Brässigkeit erster Güte. Vorgeben man wäre doch so schrecklich liberal und nichts hinter, das sind mir die Liebsten.
Über Geschmack an sich lässt sich ja vortrefflich streiten, auch keine Frage, nur wo steht geschrieben das dir Morpho etwas gefallen muss was ich so schreibe? Würde ich dir und Molten niemals abverlangen, siehe einen Absatz hier drüber, die Brässigkeit verhindert das halt gründlich.
Du weißt genau, dass das nicht der homophobe Part war und im Allgemeinen möchte ich anmerken, dass hier schon Leute für weniger gelöscht wurden
Speedygola.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Was hat denn der Meurer jetzt so Schlimmes gesagt. Spannt mich nicht auf die Folter.
Stephan Meurer ist nur frustriert, da er dank Bauchumfang nicht mehr die Möglichkeit hat sexuell aktiv zu leben.
Ich würd's auch gerne lesen. #meurergate
Herr Manitu, es war nichts schlimmes geschrieben wurde von Herrn Meurer aka Speetigonzl Seiten er hat nur mit seinen Seitenhieben gehoben auf die Herren Kratz und Morpho die mit ihren Kinderkackerlitzchen sind ein Ärgernies für diese schöne Musikseite.
Willi spricht wahr.
@41st, was war den sonst gemeint? Das Speedi um 4 Uhr morgens ein eventuell nicht gelungenes Post los lässt und ein Morpho meint kurz nach dem aufstehen, auf seinem heiligem Samstag seine Heiligkeit nötigt, dieses zu löschen? Tatbestand, scheinheilige Brässigkeit oder ein Bumerang auf dem Weg heim!
*Bräsigkeit
*Brässigkeit
Wenn Speedi Bräsigkeit gemeint hätte, hätte er das wohl auch geschrieben, hm? Danke.
Danke jenzo, in meinem Aufgeregtheit, das hier schon wieder freiwillig Leute die sogenannten Hosen runter lassen, hab ich das nicht bemerkt. Morpho ich gebe dir den wirklich gut gemeinten Rat, wenn du etwas nicht partu nicht verstehen möchtest, überlese es einfach. Das ist im Zweifel auch eine Kunst, die selbst dein zweites Ego zu begreifen scheint.
ein nicht bitte steichen, ich weiß fällt schwer
streichen grins
.... Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt....
(Wittgenstein)
*Siebenstein
Partu.
Löwenzahn classics
Kann bitte mal jemand dem Meurer helfen? Es ist nicht auszuhalten...Cringe Level Rainer W.
spätestens zum 20ten laut.de Jubiläum steht dann unter dem Albumtitel dann "Kritik von Stephan Meurer" rt
aight, meuri reguliert
Wendi hats. Sehr guter Beitrag.
Nietzsche: Gott ist tot
Gott:Nietzsche ist tot
Tot: Nietzsche ist Gott.
Ist:Gott Nietzsche Tod
...wie intro?
eher wie chulz.
Ich Stelle mir Herrn kubanke vor, wie er seine Arbeit an der review unterbrechen muss, weil er erstmal eine halbe Stunde über "den laibach runtergehen" lachen muss.
Was ist denn ein guter Einstieg in den Laibach?
@kinggizzard
saemtliche werke von leni riefenstahl.
@king: ein guter einstieg ist schwer zu empfehlen, da es auf die vorliebe des jeweiligen hörers ankommt.
- "opus d'ei" hat ganz europa verarscht und mit seiner "geburt einer nation" etliche journalisten und aktivisten in die irre geführt (naziband!!). niemand ist aufgefallen, dass laibach dort eine eins zu eins-übersetzung von queens "one vision" brachten.
- die "occupied europe nato"-tour ist ein tolles video, weil laibach sich damals im jugoslawien-krieg durch die militärischen reihen schlugen, um ein friedenskonzert in sarajevo zu spielen. das zugehörige nato-album spielt mit dance-elemente.
- "die liebe" ist eine tolle, frühe single, ähnlich lohnenswert das industrial-lastige zugehörige album "nova akropola"
- "let it be" macht aus beatles-tracks ein horrorkabinett
- "jesus christ superstar" ist ihr rockigstes album und zeigt den epigonen, wo der hammer hängt.
Walti spricht wahr.
Wohl eher weniger etwas für die Charts.