laut.de-Kritik

Kein Blues für alte Männer.

Review von

Larkin Poe stehen über Raum und Zeit hinweg in Verbindung mit den Größen diverser Genres. Zum einen sind die beiden Schwestern Megan und Rebecca Lovell über mehrere Ecken mit dem Schriftsteller Edgar Allen Poe verwandt. Zum anderen nahm Elvis Costello, der Meister des zeitgenössischen Americana, sich der beiden Schwestern an und förderte sie nach ihrer Karriere als Teenie-Stars mit den The Lovell Sisters. Der Closer "Easy Street" kokettiert augenzwinkernd mit der Country for Old Men-Zeit der Musikerinnen.

Seit mittlerweile einer Dekade unterwegs hat das Duo unter dem kauzigen Namen Larkin Poe seine Fußspuren im Roots-Rock hinterlassen. Megan beherrscht die Sologitarre behände mit sämtlichen Finessen von Blue Notes bis zu Slides. Rebecca rupft und zupft den Rhythmus während ihre Stimme mal dem rauchigen Holzfaß eines Single Malts entstiegen scheint, mal in würzig duftenden Höhen schwebt. Diese Klasse brachte 2017 eine Grammy-Nominierung ein. Gemeinsam mit Samantha Fish, Laura Cox oder Bones UK markiert das Duo die Speerspitze der Blues basierten Rockheldinnen. Dass musikalisches Können und Pop-Affinität harmonieren, beweist derzeit auch Freya Ridings.

Diese Künstlerinnen verleihen dem angestaubten Blues neuen Glanz, mal mit ein wenig Glam, mal mit Gloria. "Self Made Man" weitet nun den Blick über den zugegebenermaßen engen Tellerrand des Genres. Die Roughness und Schmissigkeit tut dem Material gut und verhindert ein Abgleiten in allzu seichte Gefilde. Dabei legen die versierten Musikerinnen Wert auf Zugänglichkeit, versehen diesen Aspekt aber mit reichlich Klasse.

Der Opener "She's A Self Made Man" spielt einerseits mit Geschlechterklischees und hebt sie umgehend auf. Unisono verschieben Gitarre und Gesang die Grenzen dieser Männerdomäne. "Keep Diggin" schürft den goldenen Glanz des Genres zu tage und modelliert ihn bei aller Limitierung in melodisch-harmonischer Hinsicht mit einer tollen Performance zeitgenössisch um.

Mit "Every Bird That Flies" schleicht sich ein düster dräuender Track in die Hörgänge und errichtet eine Grusel-Atmo im Sinne einer Anna von Hausswolff. "Scorpion" spielt mit einem Mix aus Tex-Mex und Powerpop. "Danger Angel" entsteigt als elektrifizierter Engel den Tiefen des Delta Blues und breitet seine betörenden Schwingen aus. In "Ex-Con" schwelgt das Duo in smoother Melancholie mit der schönen Line "Living in the past is a full time occupation". "Holy Ghost Fire" lässt ein wenig Gospel-Spirit wirken, während "Black Down South" feste Abdrücke in den Boden stanzt. Allen Songs gemein ist aber der Schrei nach der Bühne, auf der Singalongs wie "Tears Of Blue To Gold" erst ihre volle Wirkung entfachen.

Trackliste

  1. 1. She's A Self Made Man
  2. 2. Holy Ghost Fire
  3. 3. Keep Diggin
  4. 4. Back Down South
  5. 5. Tears Of Blue To Gold
  6. 6. God Moves On The Water
  7. 7. Every Bird That Flies
  8. 8. Scorpion
  9. 9. Danger Angel
  10. 10. Ex-Con
  11. 11. Easy Street

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