laut.de-Kritik
Wie man Feinde zu Tode kuschelt.
Review von Kai ButterweckWenn es einen Planeten gibt, auf dem das ganze Jahr über die Sonne scheint, jeder jeden lieb hat und man Geschichten über Gefühle wie Wut, Trauer und Schmerz nur aus Büchern kennt, dann ist Lenka dort die Königin. Sie trägt eine Krone aus Zuckerwatte, spaziert mit einem kindlichem Dauergrinsen durch den Tag und hält ihre Untertanen mit Liebe, Liebe und noch mehr Liebe bei Laune.
Lenka ist die perfekte Königin in einer perfekten Welt. Und in dieser Welt klingt natürlich auch die Musik perfekt - zumindest für Leute, die für ihr Leben gerne Aufzugfahren, Luftballons aufpusten oder Zuckerwatte essen. Wie alles andere ist dort natürlich auch die Musik Chefsache.
Soll heißen: Der Soundtrack der Glückseligkeit kommt direkt aus den königlichen Gemächern. Verträumte Akustik-Zupfereien mit hauchzartem Tinkerbell-Gesang ("The Long Way Home"), verspielte Gitarrenpop-Erinnerungen aus den Achtzigern ("Blue Skies") und watteweiches Teletubbies-Geschunkel ("Free"): Bereits die ersten zehn "The Bright Side"-Minuten präsentieren sich zuckeriger als ein Glas Cola.
Doch es geht noch klebriger. "I'm happy to be sad, it's funny when i'm mad", haucht Lenka ins Mikrofon, während die Ukulele im Hintergrund zum beschwingten Drei-Akkorde-Tanz bittet ("Unique"). Das hält man nur gemeinsam durch ("Get Together"). Wer keinen Anschluss findet, wird getröstet – mit jauchzendem Tissue-Pop aus der Konserve ("Go Deeper"). Oh je.
Alle Tränen weggewischt? Dann kanns ja weitergehen. Doch was ist das? Atmosphärische Sounds fernab vom Tralala-Kitsch der vergangenen knapp zwanzig Minuten? Das lässt sich gut an. Wäre da nur nicht Lenkas penetrantes Organ, das scheinbar nicht anders kann. Wie klebriger Honig erstickt die stets auf Wolken schwebende Sängerin jeden Anflug von Langlebigkeit im Keim. Da kann sich der Background noch so wehren: Queen Lenka hält den Dur-Deckel drauf ("We Are Powerful").
Das Ergebnis: Alles wieder auf Anfang. Bringt ja eh nichts. Und so trippeln sie wieder in den Vordergrund, all die Zutaten aus dem Süßwarenladen: hibbelige Pianos, austauschbare Handclaps und plumpe Retortenbeats. Planet Lenka erstrahlt wieder im hellen Licht. Wehe dem, der den Schalter sucht. Der bekommt es dann nämlich mit der Königin höchstpersönlich zu tun. Und die kuschelt ihre Feinde bekanntlich zu Tode.
Noch keine Kommentare