laut.de-Kritik

Modern Talkings Kapitalismus-Pop lässt grüßen.

Review von

Schon vor der Veröffentlichung dieses Debüt-Albums "Somewhere In Between" ist Leony eine der erfolgreichsten Sängerin hierzulande und sucht passenderweise derzeit in der 200sten, äh, 20. Staffel (und angeblich letzten) von DSDS als Mit-Jurorin Deutschlands nächsten Superstar. Dort sitzt sie neben Dieter Bohlen, dessen sowieso schon eklig glattschleimige Modern-Talking-Grausamkeit "Brother Louie" sie 2020 in einer glattgebügelten Electropop-Neuversion wieder auf die Hörer losließ.

Ebenfalls in der DSDS-Jury anwesend ist Katja Krasavice, mit der sie auf "Somewhere In Between" den Song "Raindrops" singt. Dieser sowie der Opener "Say My Name" gehören zu den gelungenen Tracks auf dem Album – sie sind unaufdringlicher, schwebender, lässiger Pop, mit netten fast minimalistischen Electronica-Effekten versehen.

Doch dann gibt es eben auch die pseudomodernen Momente, die einem im schaudernden Erinnern an Modern Talkings Kapitalismus-Pop die Ohren bluten lassen: "Remedy" ist solch ein Lalala-Song, den auch C.C. Catch nicht schlechter hätte bringen können. "Faded Love" ist die obligatorische Bombast-Schmacht-Ballade mit schrecklichen 90s-Rock-Momenten und vielen Oh-Oh-Ohs, und "Holding On" stampft stur mit billigen Beats voran.

Wie bei den meisten fürs Radio und den Mainstream produzierten Alben, werden für die (garantierten) Hits eine Armee an Schreibern verpflichtet, bei "Raindrops" sind zum Beispiel als Autoren allein diese hier vermerkt: Katja Krasavice, Mark Becker, Vitali Zestovskih, Leonie Burger, Valentina Dante, Sari Hilja Kauranen, Simone Bocchino, Timo Olavi Vaeaenaenen, Barbara Tanzini, Luca Ontino, Hanni Mari Autere, Maria Anita Lehtola und Luca Manuel Montesinos Gargallo ... Leonie Burger lautet im Übrigen der bürgerliche Name von Leony, die – Authentizitätswashing – einige Songs mitgeschrieben hat. Diese sowie weitere nur von ihr stammende Titel sind dann – doppeltes Authentizitätswashing – noch als Akustik-Versionen auf dem Album enthalten.

Und so wiederholt der Pressetext zum Album gebetsmühlenartig, dass Leony immer noch irgendwo dazwischen steckt – sie sei immer noch das schüchterne Mädchen aus Bayern und gleichzeitig auch die selbstbewusste Performerin. Das perfekte Produkt, geformt seit 2016, als sie bei Sony Music Australien unterschrieb, ein schwedisches Hitkomponisten-Team bekam und ein längeres Vocal Coaching durchlief. So produziert Deutschland seine Superstars hinter den Kulissen, davor dürfen sich andere beim Casting blamieren oder belehren lassen. There's nothing in between ...

Trackliste

  1. 1. Disc 1: Say My Name
  2. 2. Somewhere In Between
  3. 3. Faded Love
  4. 4. Raindrops (Intl. Version) - Leony / Krasavice, Katj
  5. 5. Remedy
  6. 6. Holding On
  7. 7. Love On The Line - Leony / Vize
  8. 8. Friendships (Lost My Love) - Leony / Ltoublon, Pascal
  9. 9. Far Away From Home (Radio Edit) - Leony / Field, Sam / Vize
  10. 10. Lifeline
  11. 11. Crazy Love - Leony / Romeo, Toby
  12. 12. Shooting Stars
  13. 13. Disc 2: Never Let Me Down
  14. 14. Remedy
  15. 15. One Last Time
  16. 16. White Lies
  17. 17. Faded Love
  18. 18. Paradise
  19. 19. Thank You (Not So Bad)
  20. 20. Bad Love
  21. 21. Cross My Mind
  22. 22. Above And Beyond
  23. 23. Working Title
  24. 24. No Hard Feelings

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