laut.de-Kritik
Hat der Produzent zu viel oder gar kein Ale getrunken?
Review vonIch muss eines annehmen: Den >Levellers sind Studioaufnahmen suspekt und sie fühlen sich musikalisch nur vor einem Publikum wohl. Unter dieser Voraussetzung liefert "Green Blade Rising" zumindest fünf Stücke, die angenehm zu hören sind. Und mit dem Eröffnungsstück "Four Winds" – herrliche Passagen mit dramatischen Ecken und Kanten - und "Come on" sind zwei zumindest zweitklassige Folksongs auf der Scheibe.
Aber: warum wirken alle Lieder so unrhythmisch und unausgereift? Wurde alles bewusst unpräzise aufgenommen oder stößt die Gruppe aus Brighton hier an ihre musikalischen Grenzen? Warum trällert Mark Chadwick seine Gesänge so verhalten und unsicher daher? Warum gilt das gleich für die eigentlich so gern gehörte Violine? Der nur im Ansatz hörbare Begleitgesang wäre besser ganz weg gelassen worden. Hat der Produzent zu viel oder gar kein Ale getrunken? Und aus dem Bauch heraus können die Levellers ihre zehn neuen Stücke auch nicht so recht aufgenommen haben, dafür fehlen Flexibilität und spontane Inspiration.
Nur für wenige Augenblicke kommt musikalische Spannung auf, die leider im nächsten Moment wieder gnadenlos demoliert wird. Stünden die Levellers am Beginn ihrer Laufbahn könnte wenigstens von einem ungeschliffenen Diamant gesprochen werden. Aber nach 14 Jahren musikalischen Zusammenseins deutet ihr nun zehntes Studioalbum nur ein verblasstes Nugget an, der in einem hohlen Zahn blinkt: er wirkt auffällig, ist aber besser wieder schnell verschwunden.
Trotz allem bleibt das Potenzial zu einer guten Live-Performance. Ausgereifter und vor allem gefühlvoller akzentuiert bleiben einige Melodien und Rhythmen bestimmt hängen. Eigentlich wäre die Empfehlung zu geben, die neuen Stücke live zu präsentieren und danach einen Mitschnitt als CD zu veröffentlichen. Dann würde aus dem Folkbrei garantiert ein ausgereiftes Menü entstehen, bei dem ich nicht glücklich bin, wenn es nach schwachen 34 Minuten vorbei ist.
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