laut.de-Kritik
Das zweite Album in sieben Tagen.
Review von Yannik GölzEs sind harte Zeiten. Es sei denn, man verkauft Klopapier, hasst die Außenwelt sowieso oder ist ein Fan von Lil Uzi Vert. Denn nach dem Alien-Sekten-Themen-Album "Eternal Atake" legt er gerade mal eine Woche später schon das nächste Album nach – eine als "Deluxe Edition" getarnte Fortsetzung seines ikonischen "Lil Uzi Vert Vs The World"-Mixtapes. Das dürfte vor allem denen gefallen, die das kohärent durchgezogene Konzept der letzten Woche nicht so ansprach. Nun geht es wieder wie Kraut und Rüben durcheinander.
Alle vierzehn Tracks tragen deutlicheres Mixtape-Feeling. Jeder zweite Song hat einen Gast, die Stimmung schwingt munter hin und her und die Produktion fühlt sich lange nicht so sehr aus einem Guss an. Wo vorher Working On Dying fast alles alleine regelte, sitzen hier nun auch prominent Pi'erre Bourne und Oogie Mane solo an den Drückern. Die Ambition ist niedriger, der Spaßfaktor und der kollaborative Geist dafür höher.
Viele Highlights kannte man schon lange als Leak oder Snippet, ein paar betete die Fangemeinde regelrecht an; so zum Beispiel "Myron" und das Chief Keef-Feature "Kobe (Bean)". Die stärksten Songs bilden vermutlich das Gespann aus "Lotus", wo ein psychedelischer Trap-Beat an die besten Thugger-Mixtapes erinnert und "Moon Relate", wo Uzi eine bärenstarke und melodisch unorthodoxe Hook in den Ring wirft.
Diese etwas verstrahlteren Nummern stehen im Gegenstück zu einem Tape, das abseits davon auf Spaß aus ist. Die Stimmung bleibt albern und hochmütig, es wird geflext, gepost und über Mode gefachsimpelt, wie man es sympathisch finden kann, wenn man den Rapper denn mag. Die Features liefern ab, fragmentieren das Tape auch ein wenig. Denn mehr als einmal könnte der Song genauso gut auf deren Tapes landen als auf Uzis.
Bestes Beispiel ist "Yessirskiii" - die Chemie zwischen 21 Savage und Lil Uzi Vert hat seit der ikonischen 2016-Freshman-Cypher nicht abgenommen, der Song funktioniert, aber dennoch nimmt Savage deutlich mehr Raum ein. Das selbe gilt für "No Auto" mit Lil Durk, "Leaders" mit Nav und "Strawberry Peels" mit Gunna und Young Thug. Musikalisch muss sich keiner der Songs verstecken, einen wirklichen gemeinsamen Nenner gibt es trotzdem nicht.
Wenn "Eternal Atake" das Mission Statement war, dann ist "Lil Uzi Vert Vs The World" der Nachschlag für die Fans. Für die, die die Hälfte der Songs sowieso schon von dubiosen Internetseiten kannten und am liebsten für immer Lil Uzis Sound von 2016 fortgesetzt sehen würden. Das Mixtape liefert spaßigen, leichtfüßigen Gummiband-Trap, der in seinen besten Momenten trippig und eigenwillig und in seinen schlechtesten ein wenig uninspiriert und mutlos klingt. Wer Lil Uzi eh mochte, wird hier viel Freude finden, der Rest sollte mit "Eternal Atake", "Moon Relate" und "Lotus" gut genug bedient sein.
Noch keine Kommentare