laut.de-Kritik
Suboptimales Finale für eine gelungene Serie.
Review von Karim ChughtaiKeine leichte Geburt schien der vierte Carter-Teil. Ob die verschobenen Erscheinungstermine dem anzutretenden Erbe der Serie, dem einjährigen Gefängnisaufenthalt oder dem Entgegenwirken eines erneuten musikalischen Tiefschlags geschuldet war, ist dabei nicht so ganz klar. Die Erwartungshaltung an ein Topseller-Album des Jahres inkl. Grammy-Nominierung ("Tha Carter III") war hoch. Der Druck, nach Rockausflügen ("Rebirth") und konzeptschwachen Ansammlungen ("I Am Not Human") zu alter Form zurückzufinden, auch.
Nicht nur, dass Kritiker Lil Wayne die unangefochtene Herrschaft im Rapgame zwischen 2005 und 2008 zuschrieben, auch er selbst proklamierte den Thron zu jener Zeit völlig zurecht für sich. Auf seinem neuen Album verhält sich The Best Rapper Alive allerdings ungewohnt zurückhaltend, beinah schüchtern wie der Schuljunge, der auch das Cover ziert. Von Größenwahn keine Spur. Er ist sich des Stellenwerts dieser Ausgabe bewusst, die das Resümee seiner Carter-Ära mitprägt.
Und das ist eventuell exakt das Problem. "Tha Carter IV" ist in seinem Flow wie auch in seiner Produktion unnötigerweise gedrosselt. Es verliert sich leicht in dem derzeitigen Mainstream-Hip Hop, der das Ergebnis des eigenen Einflusses Waynes darstellt. Zwar entlädt sich der durchwegs synthetische Sound regelmäßig in einem Gewitter aus Snares, Claps und Hihats, das von warmen Schwaden orchestraler Einspielungen umgeben wird, trotzdem wirken viele der Beats austauschbar. Wie Relikte des Vorgängers. Astrein produziert, interessant komponiert, aber jeweils eine Spur zu eindimensional im Klangspektrum der gesamten LP.
Dazu kommt, dass Wayne, der lyrisch schon immer mit seinen kreativen Gleichnissen brillierte, sich jetzt auf die eher unvorteilhafte Disziplin des Storytelling besinnt. Seine exzentrische Persönlichkeit am Mikrofon legt er ab. Stattdessen gibt er den Gentleman, der sich abseits der Rolle als Rampensau hinter seinen geladenen Features wohlzufühlen scheint. Als wolle oder könne er nicht mehr standhalten. So kommen stattdessen Cory Gunz, Tech N9ne oder Busta Rhymes ihrer Ambition für Doubletimes, wahnsinnigen Hooks und heraus stechenden Rapparts nach.
Auf "Interlude" bleibt Carter gar vollkommen stumm - unklar wie die Nichtnennung von André 3000 in dem Track. Rick Ross ("John") oder Drake ("She Will") gewährt er einen weiteren Zuschlag, statt sich selbst eines weiteren Verses anzunehmen. Auch auf "Outro" geizt Wayne nicht gerade mit Zurückhaltung und überlässt dem Großaufgebot die Aufmerksamkeit. Verschmerzbar, da diese Tracks allesamt großartig sind.
Zu kurz, wie zum Beispiel in "6 Foot 7 Foot", dessen Samples Bangladesh aus Harry Belafonte kitzelt, blitzt die einstige Klasse auf. Wenn Wayne auf der psychedelischen Synthieline von "MegaMan" tanzt. Wenn sich "President Carter" aus Jimmy Carters Vereidigung speist. Oder wenn ein typischer Lil Wayne-Track dann eben mal von seinem eigenen Urheber etwas vernachlässigt wird, um der perfekten Gastfreundschaft nachzukommen.
"Tha Carter IV" ist kein schlechtes Album. Es ist bloß keines der stärkeren Lil Waynes. Vielleicht wird es seiner eigenen Erwartung nicht gerecht. Vielleicht wirkt auch alles plump, das nicht den dritten Teil der Reihe vernichtend in den Schatten stellt. Vielleicht wäre aber auch einfach mehr drin gewesen. Im Repeat-Modus mag es sich wohlfühlen, es ist trotzdem ein suboptimales Finale für eine derart gelungene Serie.
Anscheinend ist Weezy aufgrund einer staatlich verordneten Abstinenz inzwischen komplett drogenfrei. Das tut sicherlich gut. Sein kreatives Schaffen kommt damit allerdings wohl noch nicht so richtig klar darauf.
21 Kommentare
Review suckt.
Album auch.
Review suckt.
Album auch.
Der beste Track ist definitiv "2 Shots" (Deluxe Edition) und für diejenigen die auch die etwas langsameren Tracks mögen "Mirror" (feat. Bruno Mars ebenfalls Del.Ed.)
Ich finde das Album echt gelungen (mit Ausnahme von How to Hate. Habs noch nicht einmal geschafft mir den Track ganz anzuhören weil ich bei dem Gejaule von T-Pain einfach umschalten muss.)
ah "pussies"
@InNo und Craze: ich weiß manchmal nicht, ob ich euch auslachen oder mitleid mit euch haben soll. hoffe ihr schafft es wenigstens im real life aus der schmollecke.
I got a chopper in the car, huh!
Gefält mir ziemlich gut alles bis auf diesen T-Pain Schrott.
Hört sich z.T. schön schräg an. Wie geil sind Intro, Interlude und OUTRO biddee?! "Abortion" ist grossartig, "So Special" der Track zum Nachtausklingenlassen und "President Carter" ein Klassiker.
Alles schön atmosphärisch. ****