laut.de-Kritik

Intime und empfindsame Glanzstücke für trübe Herbsttage.

Review von

Aus dem Schatten ihres langjährigen Partners Damien Rice getreten erspielt sich die irische Musikerin Lisa Hannigan seit 2007 einen sehr guten Ruf in der Singer-Songwriter-Szene. "At Swim" nimmt sie in New York mit Aaaron Dessner von The National als Produzenten auf. Trotzdem singt sie auf diesem Album, ihr erstes seit fünf langen Jahren, viel von der Natur. Im Grunde will man in dieses herrliche Album immer wieder versinken.

Fragil arrangiert überzeugt "Fall" zu Beginn mit Akustikgitarrenbegleitung, dezenter atmosphärischer E-Gitarre und sanften Streichern. Hannigan säuselt immer noch so wunderbar wie zu Zeiten, als sie noch an der Seite von Rice gesungen hat. Für den Herbst kann man sich kaum hinreißendere Musik vorstellen.

"Prayer For The Dying" hüllt die Irin ins tiefste nebelverhangene Moll mit tristen Streichern, Klaviertupfern und einer nach Fernweh klingenden Slidegitarre. Wehmütig brilliert die mittlerweile 35-jährige in dem Track mit wunderschönen, ergreifenden Gesangsharmonien, die einen melancholischen Schleier um den Hörer legen.

In einer leicht trüben Stimmung lässt sich das Album zudem hervorragend genießen, aber auch zu einem schönen Sonnenaufgang am frühen Morgen erweist sich die Musik als ziemlich geeignet. Trotz aller Schwermütigkeit besitzen Hannigans Arrangements weder etwas Verkopftes noch allzu Verschlossenes.

In "Lo" weicht die Melancholie einem nach vorne gehenden Arrangement, das Hannigan mit ihrer süßlichen Stimme veredelt. Das Album bietet somit neben eher nachdenklichen Momenten auch viele Facetten und Feinheiten im Songwriting. In "Undertow" sorgen leichte elektronische Farbtupfer für Abwechslung. Das sich der Refrain beim Hörer festbeißt, untermauert nur, auf welchem beachtlichen songwriterischen Niveau sie sich mittlerweile befindet.

"We, The Drowned" klingt mit mollartigen Klavierfolgen und schleppenden Schlagzeugklängen intim und zerbrechlich. Der klagende Refrain berührt den Hörer mit sehr viel Emotionalität. "Tender" mit Akkordeonbegleitung versprüht leichtes Nick-Cave-Flair. Den Song garniert Hannigan mit Elementen aus der irischen Folklore.

In "Funeral Suit" kehrt mit marschierenden Drums und in Moll getränkten Akkordeon- und Klavierklängen anschließend wieder Trauer ein. Bis in "Barton" dezente Durakkorde in das Geschehen dringen, bewegt sich das Album schließlich schon dem Ende zu. Dennoch lässt es einen nicht kalt, mit welchem Nachdruck Hannigans beeindruckende Stimme den Songs Emotionalität und Erfahrung einhaucht. In seiner elegischen Befindlichkeit avanciert "At Swim" zu einem exzellenten Singer-Songwriter-Album, wie man es die letzten Jahre selten gehört hat. Da möchte man gerne noch länger darin schwelgen.

Trackliste

  1. 1. Fall
  2. 2. Prayer For The Dying
  3. 3. Snow
  4. 4. Lo
  5. 5. Undertow
  6. 6. Ora
  7. 7. We, The Drowned
  8. 8. Anahorish
  9. 9. Tender
  10. 10. Funeral Suit
  11. 11. Barton

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