laut.de-Kritik
Wie ein Diamant aus dem Kaugummiautomaten.
Review von Kai ButterweckIm mittlerweile bibeldicken "DSDS-Sieger"-Almanach gibt es unzählige Kapitel, in denen es um Protagonisten geht, die nach dem obligatorischen halben Jahr im Rampenlicht wieder ganz schnell in der Versenkung verschwunden sind. Luca Hänni, seines Zeichens Gewinner der neunten Staffel (2012), ist einer der wenigen Ex-Champions, die auch viele Jahre nach dem Casting-Triumph noch mehr oder weniger erfolgreich in der Öffentlichkeit stehen.
Nach einer fünfjährigen Albumpause, in der sich der Berner Sängerknabe auf anderen Entertainment-Hochzeiten vergnügte ("Dance Dance Dance", "Let's Dance!") ist es nun wieder an der Zeit für ein neues musikalisches Ausrufezeichen. Und damit Studioalbum Nummer fünf auch so richtig steil geht, haben sich Luca und sein Team etwas ganz besonderes überlegt: Erstmals in seiner Karriere (mal abgesehen vom Auftritt in der "Helene Fischer Show" 2018) trällert Luca komplett auf Deutsch.
"Das Leben wartet auf dich / du kannst hier nichts verlieren / komm trau dich!", heißt es im Song "Dieser Moment". Ja, Luca Hänni packt die Chance beim Schopfe und klopft wie wild an die Pforten, hinter denen Deutschpop-Giganten wie Mark Forster, Wincent Weiss und Co. rauschende Feste feiern. Und natürlich heißen sie ihn herzlich willkommen in ihrer kunterbunten Friede-Freude-Eierkuchenwelt, in der der aktuelle Beziehungsstatus und der sich permanent im Kreis drehende Selbstfindungsprozess ganz weit oben auf der Liste der Wichtigkeiten stehen.
Luca Hänni ist ganz traurig wenn "die Magnete an der Kühlschrankwand" die einzigen Utensilien sind, die an eine einst glückliche Beziehung erinnern ("Zurück Zu Mir"). Auch rosarote Zweifel und die Angst vor dem nächsten Schritt belasten Luca sehr ("Zeig Mir, Dass Es Geht"). Zum Glück gibt es aber auch Tage, an denen Luca alles schnuppe ist ("Ist Mir Egal"). Dann gibt es "keine Zeit für Fragen" ("Nie Mehr Allein") und die Liebe und das Glück strahlen "wie ein Diamant / wie ein Diamant / wie ein Diamant ..."
Gemeinsam mit seinem Producer-Buddy Mathias Ramson (Lena, Ben Zucker, Helene Fischer), der an ziemlich vielen Zeilen von Lucas "persönlichstem Album" mitgeschrieben hat, präsentiert der Schweizer ein inhaltliches Sorglospaket, das auch musikalisch nur eine Richtung kennt. Mit schlageresken Vibes im Gepäck zieht Luca Hänni eine von allerlei Effekthascherei begleitete Schneise durch das Deutschpop-Universum.
"Diamant" startet mit mediterranem Gitarrengefrickel und jeder Menge Beats und Bytes aus der Maschine. Lucas Stimme ist in etwa so markant wie die von Wincent Weiss. Nach gut zehn Minuten liegen bereits alle Soundkarten auf dem Tisch. Glanzloser Elektropop mit geklauter "Another One Bites The Dust"-Bassline ("Nie Mehr Allein"), billiger 80s-Funk aus der Retorte ("Ist Mir Egal") und der obligatorische Pianoschmalz, der unzählige Teenieherzen höher schlagen lässt. ("Zeig Mir, Dass Es Geht"): As simple as that!
"Jeder Umweg, den wir gehen, gibt uns Zeit zu sehen, man muss nicht alles gleich verstehen", klärt Luca Hänni auf ("Extrameile"). Nun, es braucht sicherlich keine großen Umwege, um zu verstehen, wo der gute Luca am Ende ankommen will. Luca möchte dahin, wo man ohne anzuecken auf Händen getragen wird. Und auf diesem Weg hat er bereits die eine oder andere "Extrameile" hinter sich gelassen. Ich wünsche weiterhin eine gute Reise, kehre jetzt aber lieber wieder um, bevor es zu spät ist.
1 Kommentar mit einer Antwort
Wenn Du Unmengen an Sternen findest, die Du alle ganz schnell loswerden musst, dann kommt eine solch hohe Wertung für ein Album wie dieses zustande.
Nein, ernsthaft: Welche Menschen produzieren sowas und lassen es schmerzfrei auf uns los? Und warum?
Der Luca ist ein Entertainer vom ganzen Herzen. Good vibes only! LG sabse (2)