laut.de-Kritik

Ein musikalischer Trip der etwas anderen Art.

Review von

"Walking On A Flashlight Beam" verortet Mastermind Mariusz Duda in einer Ecke, in der es um das Alleinsein geht. Dunkel, düster und losgelöst vom sozialen Leben soll das dritte Lunatic Soul-Album klingen.

Mit dieser Beschreibung trifft der Riverside-Bassist und -Sänger den Nagel ziemlich auf den Kopf - und doch auch nicht. Denn selbst wenn die neun Songs zum Teil herzzerreißend melancholisch klingen, wohnt ihnen gleichzeitig eine Wärme inne, die den hoffnungsvoll Suchenden nicht gänzlich in schwarzmalerischen Gefilden zurück lässt.

Stilistisch wühlt sich Duda durch eine beachtliche Palette an Ausdrucksweisen. Die zitiert eine ebenso stattliche Anzahl von Musiklegenden, ohne jedoch zu plagiieren. Unter anderem stehen Pink Floyd, die frühen Porcupine Tree und Tangerine Dream Pate, wenn der Pole mit großen Gesten seine schwermütigen Töne auf die akustische Leinwand wirft. Tribalartiges Bass-Spiel und Drumming haben im Lunatic Soul-Kosmos mittlerweile einen festen Platz. So klingt das wehklagende "Gutter" mitunter nach Dead Can Dance, wenn ein monotoner Rhythmus, von faszinierenden Samples und Klangeffekten unterstützt, in fast neun Minuten eine emotionale Achterbahnfahrt vollführt.

Etwaige Single-Gedanken und Erwartungen an vorhersehbare Strukturen spielen im Lunatic Soul-Kosmos eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr arbeitet Duda seine Tracks mit einer fesselnden Behutsamkeit aus, die einen nach wenigen Durchläufen fast automatisch gefangen nimmt.

Auf "Walking On A Flashlight Beam" kommt einem das CD-Format zudem entgegen, denn so kann man die wundersame Reise durch Klänge und Stimmungen in einem Guss genießen, ohne den Trip für das Wenden einer Vinyl-Platte zu unterbrechen.

Das Album klingt wohl nicht von ungefähr mitunter wie der Soundtrack zu einem Horror-Egoshooter im Leerlauf, wenn der Protagonist durch apokalyptische Szenarien dem nächsten Wahnsinn entgegen stolpert. Wenn man sich "The Fear Within" in einem absolut dunklen Raum reinzieht, stehen einem sieben Minuten der etwas anderen Art bevor.

Progressiv im herkömmlichen Wortsinne musiziert sich Duda aber nicht unbedingt durch seine neun Kompositionen. Ein klein wenig spielt er zwar mit etwas zwirbelnderen Rhythmen und Melodien, diese stehen aber nie als Selbstzweck über den Tracks. Beispielhaft flicht er zum Beispiel in "Pygmalion's Ladder" schlängelnde Melodien ein, diese stellen sich jedoch in den Dienst des zwölfminütigen Epos'.

Schon der Opener "Shutting Out The Sun" kommt neben dem programmatischen Titel mit einem Aufbau daher, der es dem Hörer nicht ganz leicht macht. Erst nach fast fünf Minuten schält sich ein erster Rhythmus aus den wabernden Sounds heraus, der in einem finalen Crescendo aus wirbelnden Drums sein furioses Ende findet.

Im folgenden "Cold" fließen zum ersten Mal etwas gängigere Elemente in die Struktur des Songs ein. Den Gipfel der Gefälligkeit erreicht Mariusz mit dem schmucken "Tree House", das an längst vergangene Tage erinnert, als Coldplay noch nicht im Stadion mit Wunderkerzen umeinander fuchtelten.

Möchte man weitere Parallelen ziehen, so erinnert "Sky Drawn in Crayon" etwas an die jüngeren Anathema. Obwohl hier zahlreiche Einflüsse Erwähnung finden, erschafft Mariusz Duda mit "Walking On A Flashlight Beam" ein eigenständiges Werk, das in seiner Homogenität geschlossen wirkt und trotz all seiner Schwermut der Schönheit der Musik huldigt.

Trackliste

  1. 1. Shutting Out The Sun
  2. 2. Cold
  3. 3. Gutter
  4. 4. Stars Sellotaped
  5. 5. The Fear Within
  6. 6. Treehouse
  7. 7. Pygmalion's Ladder
  8. 8. Sky Drawn In Crayon
  9. 9. Walking On A Flashlight Beam

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