laut.de-Kritik

Weniger Soul-Striptease als Status-Update.

Review von

Mac Miller lebt einsam diese Tage. Nach der sehr öffentlichen Trennung von Ariana Grande und D.U.I mit Fahrerflucht, gestand Miller dem Rolling Stone, erstmal Abstand zu brauchen und entschied sich, für ein paar Monate unterzutauchen. "Swimming" entstand in dieser selbst-auferlegter Isolation und ist weniger Soul-Striptease als Satus-Update.

"Swimming" findet Miller in einer Zen-artigen Stasis: "I just need a way out of my head / I'll do anything for a way out / of my head" croont Miller auf "Come Back To Earth" und hat dabei schon längst zu seinem inneren Frieden gefunden und mit allem abgeschlossen, egal ob Hörer oder Kritiker ihm dies auch wirklich abnehmen. "If they don’t get the picture, cut 'em out of the frame" gibt Miller in" What's The Use" die weitere Richtung vor. Nur weil man sich öffentlich erklären muss, heißt dies nicht, dass man das Publikum nicht selbst aussuchen kann. "Swimming" ist egoistisch in dieser Sicht. Miller gibt sich nachsichtig, sucht die Schuld in sich selbst, aber Therapie und Katharsis finden außerhalb des Albums statt und du hörst nur das Resultat.

Auf "Swimming" findet Miller dabei zu einem sanften, sommerlichen, organischeren Sound, der frei von 70s Soul und Funk zitiert, ohne in Hommage-Modus oder in Appropriation à la Charlie Puth zu verfallen. Auch, weil die Liner Notes sich lesen, als hätte er sich die passenden Leute geholt. Zu "What's The Use" steuert beispielsweise Thundercat eine perfekte Bassline bei, während Dâm Funk die Keyboards und Synths übernimmt, und Snoop Dogg und Sid mit Background Vocals helfen. Steve Lacey, Jeff Gitelman und John Brion haben ebenfalls an dem Album mitgearbeitet. Dazu gibt es mit Wurlitzer, Orgel, Saxophone und Brass Section einen wollig und luftig instrumentierten Soundteppich von dem man sich gerne einlullen lässt.

Miller flowt dabei oft träge, aber niemals apathisch; fatalistisch, aber niemals pessimistisch: "I know it feels so good right now/but it all come fallin' down / when the night, meet the light / turn to day" ist hier Lebensmotto nicht Epitaph. Seine Stimme lotet immer noch die Balance zwischen Singen und Rappen aus, saugt wie auf 2009 immer noch die maximale Melodie aus jeder Silbe. Der beste Singer ist er immer noch nicht, aber Peformances wie auf "Conversations Pt. 1" bleiben hier dankenswerter Weise die Ausnahme. Das Talent für die Hooks bleibt und "Ladders", "Jet Fuel" oder "So It Goes" schweißen sich in dein Gedächtnis ein und überschatten kleinere Meisterwerke wie "Wings".

"Swimming" funktioniert auch, weil Miller in seinen Problemen und deren Ausmaß zugänglicher ist als West, Kid Cudi oder 03 Greedo, und dies blieb auch deshalb meistens Subtext, weil er weiß ist. Heartbreak und Drogenprobleme sollten nicht runtergespielt werden, lassen sich aber einfacher lösen, wenn sie nicht mit institutionellen Rassismus gekoppelt sind. Praktisch führte dies dazu, dass Miller als Rapper eher geduldet als geliebt wird. Er ist talentiert genug, um seinen Ursprung in der Frat Rap-Szene zu überstehen; die Trends setzen aber andere. Der Twist ist, dass Miller ziemlich zufrieden mit seiner Position ist.

Trackliste

  1. 1. Come Back To Earth
  2. 2. Hurt Feelings
  3. 3. What’s The Use
  4. 4. Perfecto
  5. 5. Self Care
  6. 6. Wings
  7. 7. Ladders
  8. 8. Small Worlds
  9. 9. Conversations Pt. 1
  10. 10. Dunno
  11. 11. Jet Fuel
  12. 12. 2009
  13. 13. So It Goes

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