laut.de-Kritik

Das Trinken aufgeben mit Reggae und Ska, weitersaufen mit Polka und Punk.

Review von

Yeah, die Mad Caddies sind zurück! Let the party begin! Die amerikanischen Vorzeige-Skapunks bringen ihr mittlerweile fünftes Album an den geneigten Hörer. Und testen mit dem Opener gleich mal die Beweglichkeit der Rezipienten. Die überdrehte Trompete von Keith Douglas, die mich bei den Mad Caddies immer ein wenig an eine Zirkusband denken lässt und zweifelsohne eines der Erkennungsmerkmale der Gruppe ist, ist von Anfang an voll da. Doch schon mit "Backyard" deutet sich an, was die letzten Alben vorgezeichnet haben.

Das verrückte Quintett wird ganz unmerklich ruhiger. "Backyard" und "State Of Mind" sind schöne Reggae- respektive Ska-Stücke, bei letzterem demonstriert Chuck Robertson eindrucksvoll, dass er sogar richtiggehend singen kann. Moment mal, in den Songs geht es um Unsicherheiten und eher düstere Geisteszustände. Gings bei den Mad Caddies nicht auch gerne mal ums Saufen? Hieß nicht das letzte Album sogar noch "Just One More"? Richtig, "Today" handelt davon, dass der Erzähler das Trinken drangeben will. Zumindest so lange, bis der Kater überstanden ist und der nächste Kneipenabend lockt. Beruhigend, dass sich manches nicht ändert im Kosmos der Kalifornier.

Auch "Without You" skankt fröhlich vor sich hin, erst "Reflections" lässt wieder etwas Ruhe und diesen Mad-Caddies-typischen Vibe einkehren, der immer so ein wenig an wohltuende Trägheit grenzt. Zwischendurch wird immer wieder mal zum Schunkeln eingeladen, "Tired Bones" rockt sogar richtig amtlich, irgendwo zwischen Polka und Punkrock. Und so spielen die fünf ihren bekannten Stiefel herunter, Spaß macht es allemal, auch wenn kaum neue Zutaten zu hören sind. Okay, die Lagerfeuerromantik, die bei "Whatcha Gonna Do" aufkommt, ist schon ganz nett.

Mittlerweile ist es mir persönlich fast eine größere Freude, die langsameren Ska-Reggaestücke zu hören, denn das haben die Caddies meisterhaft drauf. Und auch wenn die erste Single "State Of Mind" neben dem großartigen "Riding For A Fall", bei dem Robertson von Black Uhurus Duckie Simpson unterstützt wird, sicherlich der stärkste Track auf "Keep It Going" ist (am nächsten kommt da noch "Don't Go" heran), hat das Album auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung. Für Fans tanzbarer Punkmusik allemal.

Trackliste

  1. 1. The Dirge
  2. 2. Backyard
  3. 3. State Of Mind
  4. 4. Today
  5. 5. Without You
  6. 6. Reflections
  7. 7. Lay Your Head Down
  8. 8. Tired Bones
  9. 9. Coyote
  10. 10. Don't Go
  11. 11. Pyramid Scheme
  12. 12. Souls For Sale
  13. 13. Riding For A Fall
  14. 14. Whatcha Gonna Do

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9 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Ich persönlich finde das Album nicht so gelungen.
    Es is ruhiger und schön anzuhören.
    Aber irgendwie auch nicht so zugänglich wie die alten Caddies Sachen.
    Ich finde, dass "Just One More" eines der besten Alben der letzten Jahre ist, doch haben sich die Caddies etwas zu weit davon entfernt was sie von den hunderten Ska-Bands abgehoben hat.
    Die Caddies waren schon immer Punk mit Posaune und Trompete, aber "Keep It Going" ist ehr Ska mit seichten Punk-Gitarren.
    Mir fehlt eindeutig der Punk.

    Doch die LP is mit sSicherheit ein gutes Machwerk für ruhige Stunde mit Kumpels am Grill.
    Aber eben keine weiterer Ska-punkkracher.
    Dafür sind die Caddies einfach zu zu ruhig geworden.

  • Vor 17 Jahren

    true. aber: mangelnde zugänglichkeit ist ja nicht grundsätzlich ein merkmal für fehlende qualität. lass die platte wirken, für die ruhigen momente ist sie top. "state of mind" und "riding for a fall" habens in sich.

  • Vor 17 Jahren

    Schon klar. Aber Zugänglichkeit war eines der Merkmale der MCs.
    Und das fehlt mir. Ich kann die CD nich einfach ins Autoradio werfen und losdüsen...
    Das meinte ich - in etwa jedenfalls.

    Und für ruhigere Momente gibt es bessere LPs.