laut.de-Kritik
In schwarzen Gang Bang-Dessous auf dem Bühnenboden: Musik bleibt Nebensache.
Review von Kai Butterweck88 komplett ausverkaufte Konzerte in 29 Ländern – Madonnas "MDNA"-World-Tour war 2012 die erfolgreichste Tournee der Welt. Über zwei Millionen Fans legten der Grand Dame des Pop einen kilometerlangen roten Teppich aus und huldigten mit literweise Schweiß, heiseren Kehlen und Tränen der Freude.
Für all diejenigen die seinerzeit dabei waren und natürlich für alle, deren klammer Geldbeutel es nicht zuließ, gibs auch diese das Live-Spektakel als DVD. Und bedarf keiner drei Minuten, da versteht der schmollende Fan, der im vergangen Jahr vor horrenden Ticketpreisen kapitulierte, warum es kaum eine "MDNA"-Eintrittskarte für unter 100 Euro gab.
Riesengroße Videowände, eine Heerschar an ausgebildeten Tänzern und Statisten, sowie ein Bühnenaufbau, der jeden Rahmen sprengt: "Fangt an euer Geld zu sparen. Die Leute geben sonst 300 Dollar für verrückte Dinge, wie Handtaschen aus. Deshalb arbeitet das ganze Jahr und haltet euer Geld zusammen und kommt zu meiner Show. Ich bin es Wert", forderte die Verantwortliche zu Beginn des vergangenen Jahres ihre Fans auf. Nach dem 'Genuss' der DVD liegt der 'Wert' jedoch im Auge des Betrachters.
Natürlich kreischen sich Die Hard-Fans die Seele aus dem Leib, wenn sich Frau Ciconne in schwarzen Gang Bang-Dessous auf dem Bühnenboden räkelt, während im Hintergrund überdimensionale Kirchen-Utensilien und bunte Nintendo-Blöcke ein Eigenleben entwickeln. Und sicherlich dürften professionelle Tanz-Choreografen staunen, was man aus einer 55-Jährigen in punkto Akrobatik und Bewegungsradius noch alles rausholen kann.
Der Showanteil ist immens – keine Frage. Es funkelt und blitzt, wohin das Auge reicht, und die Bühne ist vollgepackt mit halbnackt ekstatisch tanzenden Leibern, die sich vor einer Frau verneigen, die weiß, auf was zu achten ist, wenn man im Zeitalter von Lady Gaga und Co. noch mitreden will.
Mit Musik hat das alles jedoch nicht mehr allzu viel zu tun. Die auf der Cover-Rückseite prangenden 24 Songs kommen bei dem zweistündigen Spektakel über Begleitmusik nicht hinaus. Kaum ein Song kommt auch annähernd an die Magie des im heimischen CD-Schrank parkenden Originals heran. Musik bleibt Nebensache. Was zählt, ist einzig und allein die Show.
Zwar huscht bisweilen eine klassisch instrumentierte Band durchs Bild, doch nur selten deckt sich ein Anschlag auf der Gitarre oder ein Schlag auf der Snare, mit dem, was sich letztlich klinisch und steril aus den Boxen quält. Schauderhafte Vocaleffekte, stumpfe Retortenbeats und flächendeckende Synthiepop-Wellen machen aus nahezu jedem dargebotenen Dreiminüter einen belanglosen akustischen Background-Hilfsarbeiter.
Spätestens wenn sich Madonna für die Guy Ritchie-Giftspritze "I Don't Give A" eine schwarze Gitarre um die Schulter hängt und stoisch auf einem Akkord rumhackt, gehen bei Musikpolizisten alle Lichter aus. Da hilft nur Eines: Ton aus. So erfreut man sich wenigstens am Visuellen.
4 Kommentare
Die gibts noch? Dachte, die wäre schon an einem Drogentod gestorben.
Auch wenn Madonna jünger wirkt und fitter ist als ich heute...
Das hat irgendwie was von, wenn Omma auf'm Parkplatz einen Spagat hinlegt und andere sie dafür mit Eurostücken bewerfen. Ganz komische Sache das...
Früher mal war ja die Hälfte ihrer "live"-Songs vom Band. Scheint seitdem nicht besser geworden zu sein...
Gegen die Show an sich kann man wirklich nix sagen, hab sie letztes Jahr live gesehn und war von der show her wirklich unglaublich gut.
Die erste halbe Stunde erzählt sogar noch eine Geschichte und ist übertrieben geil insziniert, der Rest sind nur übertrieben bunte Bühnenbilder und ein etwas schleppender Akustikteil. Ihr gesang geht übelst unter selbst wenn mans live sieht, aber gesanglich war sie ja noch nie so wirklich bombe...