laut.de-Kritik
Alternative-Rock trifft deutsche Schlagerparade.
Review von Veronika AchatzDie erste Single "Nachtbaden" dürfte dem passionierten TV Total-Konsumenten inzwischen durchaus bekannt sein. Beim Bundesvision Song Contest sprang dank diesem Titel ein guter fünfter Platz für die Band heraus. Wütend wettert Sebastian - by the way: ja, er schreit wieder - gegen den Samstag-abendlichen Ausgehzwang, was diesen Track auf lyrischer Ebene noch zu einem der originelleren auf "Frieden Im Krieg" macht.
Textlich strotzt das neue Album nämlich einmal mehr vor Plattitüden. Da hätten wir zum Beispiel ein breites Spektrum an Weltverbesserer-Weisheiten, wie "Was sagt dein Herz? Es belügt dich nicht", "Das Glück kommt unerhofft und plötzlich", "Verschwende dich nicht, verbrenne dich nicht an heißer Luft und schlechter Energie" und derlei mehr. Wer sich auf "Frieden im Krieg" auf die Suche nach dem tieferen Sinn begibt, wird mit leeren Händen zurückkehren.
Ohnehin ist das mit Madsen eine vertrackte Angelegenheit. Nachdem sie 2005 ihr Debütalbum abgeliefert hatten, versuchte so mancher überambitionierte Musikjournalist, Madsen-Gebrüder und Anhang in einem Atemzug mit "seriösen" deutschen Pop-Poeten wie Tomte, Kettcar oder Tocotronic zu nennen. Damit setzte man die nordischen fünf aus dem Wendland einem Erwartungsdruck des potentiellen Hörers aus, dem sie auf Dauer kaum gewachsen waren.
Der selbstbetitelte Erstling zeichnete sich nämlich weniger durch tiefgreifende textliche Versiertheit aus, als vielmehr durch Schlagermelodien kombiniert mit stürmischen Punkriffs. Das hatte was - aber es hatte nicht unbedingt sehr viel mit metaphorischem Intellektuellen-Indie der Hamburger Schule gemein, weswegen man den traditionellen Tocotronic-Hörer auch grundsätzlich eher weniger zu Begeisterungsstürmen bewegen konnte.
Nichtsdestotrotz strebten Madsen nun auch selbst an, in diese Liga aufzusteigen: Zurück von der Tour, während derer sie sich unter anderem als Support von Kettcar bewiesen hatten und wohl auch inspirieren ließen, schlugen sie für das neue Album "Goodbye Logik" ruhigere Töne an, übten sich in bildhafter Sprache und entfremdeten sich fast vollkommen von der Alternative/Punk-Schiene, die sie früher gefahren waren.
Die deutschen Vorbilder hatten sie damit qualitativ leider noch immer nicht erreicht. Zudem büßten sie gerade das Quäntchen Wut und Energie ein, das ihnen zuvor das gewisse Etwas verschafft hatte. Vielleicht bemerkte das Quintett nach diesem Patzer selbst, dass was nicht stimmte.
Mit der Konsequenz, dass sie erst einmal einen anderen Produzenten zu Rate zogen: Olaf Opal produzierte schon für Readymade, The Notwist und Naked Lunch und hat seine Sache einigermaßen gut gemacht. Lange Rede kurzer Sinn: Madsen klingen auf "Frieden im Krieg" zumindest wieder nach Madsen.
So mancher Song lässt den Funken überspringen: Bei "Nitro" entsinnen sich Madsen ihren Alternative-Wurzeln und punkten mit Drums und Gitarren á la Disturbed. Mit "Vollidiot" dagegen hätten Madsen dank Walzertakt, Brechreiz-erregenden Trompeten-Parts und weinerlichem Gesang durchaus das Zeug, in Omas Lieblingskapellen-Hitparade einzutreten.
"Liebeslied" darf man dann wieder getrost "ganz süß" finden. Trotz aller Abgedroschenheit, die beim Titel beginnt und bei der Drei-Akkorde-Melodie endet, ein Ohrwurm erster Güte. Der Titeltrack "Frieden Im Krieg" fungiert dann im wahrsten Sinne des Wortes als Rausschmeißer: Ermüdend und einfallslos.
Fazit: Die guten und schlechten Seiten des dritten Albums halten sich unerbittlich die Waage. Die Chance, dass diejenigen, die Madsen schon immer gehasst haben, von "Frieden Im Krieg" bekehrt werden, ist wahrlich gering. Fans der ersten Stunde werden die Band weiterhin lieben. Oder, um es mit Madsens eigenen Worten zu sagen: "Es ist alles wie immer. Es wird nicht besser, nicht schlimmer."
98 Kommentare
muss denn musik unbedingt so intelektuell sein?! hier wird leider völlig missachtet das es einfach mal um musik geht die einfach laune machen soll und darauf wird rumgehackt.. und wenn jemand behauptet madsen sollen im gleichen atemzug mit tomte und co genannt werden kann das madsen doch am arsch vorbegehen.. sollen die sich da anpassen? DAS wär armselig! "nachtbaden" is einfach geil und fertig!
außerdem heißt es el guitar und nicht le guitar.
ich will jetzt bitte nicht als besserwisser da stehen aber warum fließen dnen die ersten beiden alben in die bewerteung mit ein? oder wollte man uns nochmals schnell in 5 absätzen erklären wer madsen eigentlcih sind?...kann man auch in der bandbio nachlesen...das is natürlich schlecht denn so bleibt für die eigentliche rezension nur ein oder sagen wir eineinhalb abschnitte
...dass madsen vielleicht nicht die intelektuellsten sind ist ja klar aber meiner meinung nach ist es doch nicht schlimm einen "weltverbesserer" text zu machen? ist das moralisch etwa verwerflich? keineswegs oder? und mein gott andere leute singen auch hauptsächlich über gefühle...wird das dann auch so sehr in frage gestellt wie wenn madsen das tun? keineswegs...könnte sein dass das daran liegt, dass madsen auf deutsch singen... ich weiß es nicht.
ausserdem soll mal bitte jemand sagen wer schonmal ein lied à la nachtbaden raus gebracht hat? ein ähnliches habe ich glücklicherweise noch nicht gehört. und noch etwas anderes:
wer wollte denn madsen in richtung tocotronic, kettcar oder tomte drücken? also ich mal nicht. für mich waren madsen einfach madsen und haben endlich die musik gemacht die ich gesucht habe, die mich textlich anspricht, trotzdem nicht zu anspruchsvoll ist sondern einen gewissen idealismus aufweist und die oft rockt und ab und an poppig ist,
dass das zweite album vielleicht etwas zu poppig war und dadurch in richtung hamburger schule gedriftet ist kann durchaus sein, das will ich auch nciht bestreiten, aber sie deshalb ganz in diese ecke zu drängen finde ich nicht gut...ich wüsste zumindest nicht dass die fans oder die restliche musik hörende welt madsen dorthin gesteckt hätten...dann wart das wohl ihr bei laut.de...
mir gefällt das album sehr gut und ich höre es schon seit mehreren tagen immer wieder gerne und freue mich auch schon aufs livekonzert in münchen:)...ich hoffe die madsens machen so weiter und verändern sich kontinuierlich, dann darf auch ruhig aml etwas schwächeres dabei raus kommen aber es wird wenigstens nicht langwielig meine lieben:) danke:)
also darf er es hier sagen, aber er soll es hier nicht sagen?? oO
oasis sind wohl toll.
und madsen auch.
Auf Madsen bin ich durch das
"Nachtbaden" bei einem dieser "Radio-Sender für junge Leute" aufmerksam geworden ...
Fand das Schreien im Refrain so halb originell, und ansonsten so halb-lustig-sperrig das Liedchen.
Aber als File-Sharer wollte ich dann doch mal hören, was die sonst noch so machen.
Schon nach relativ kurzer Zeit wusste ich dann, dass hier doch ziemlich grosses Können am Werke ist,
bzw. die Werke, die sie abgeliefert haben, eine ziemlich runde, kompakte Sache sind.
Das etwas prollige "Nachtbaden" habe ich auch erst nach dem Konsum der anderen - auch ruhiger-nachdenklicheren Songs - so richtig verstanden.
Ist schon eine kleine Perle, dieses Lied
Nachdem ich nun - seit ein paar Monaten - immer mal wieder auf Madsen zurückgekommen bin und mir die Lieder immer besser gefallen,
habe ich mir nun {als ehrlicher File-Sharer, der Künstlerunterstützung wichtig findet} auch die "Frieden im Krieg"-CD bestellt.
(so wie in letzter Zeit die CDs von zum Beispiel MIA. oder die neueste von "Sonic Youth" [die ich ohne Vorabhören bestellt habe, weil ich fast alles von denen liebe])
Und wer hier über Text und Musik lästert,
der hat endweder keine Ahnung von Musik
und gut-gemachten deutschen Texten,
oder will einfach nur sinnlos rummotzen,
oder hat einen anderen Geschmack
- was legitim ist, aber dann sollte die Qualität auch nicht über die subjektive Geschmacksempfindung beurteilt werden.
Sach isch jetzt jedenfalls einfach mal so ...
Ok, alles klar. Ich mag Madsen auch.