laut.de-Kritik

Neues von den Königen des Keyboard-Rock.

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Mit Magnum ist es immer ein wenig wie mit einer Pralinenschachtel. Man ahnt schon, dass die Briten neben den Favoriten auch Sachen anbieten, die der Hörer eher nicht unbedingt konsumieren möchte. Entsprechend wechseln Licht und Schatten einander auch auf dem neuen Opus "Into The Valley Of The Moonking" ab.

Grundsätzlich hat ihnen nach dem letztjährigen Comeback die Rückbesinnung auf alte Fantasy Rock Tugenden gut getan. Schon der Opener "Cry To Yourself" gönnt dem Melodic Rock-Fan einen typisch pathetischen Einstieg in das Album.

Doch mit den nächsten beiden Songs folgt in schönster Kamikaze-Manier der Absturz. "All My Bridges" schlabbert vollkommen belanglos mit Van Halen-Keyboards à la "Jump" an der Ohrmuschel vorbei. "Take Me To The Edge" tönt danach so belanglos wie eine verunglückte Ian Gillan-Nummer. Langweiliger 08/15 Rock der abgeledertsten Sorte!

Aber Kopf hoch! Wer jetzt noch nicht vergrätzt ist, findet noch einige echte Perlen, die auch auf dem legendären Überalbum "On A Storyteller's Night" Platz gefunden hätten. "The Moon King" lässt Songwriter Tony Clarkin ganz tief in die Märchenkiste greifen. Er ist eben doch die Marion Zimmer Bradley des Melodic Rock.

"Noone Knows His Name" und "If I Ever Lose My Mind" geben Bob Catley den Raum für seine unverwechselbare Stimme. Die Vertrautheit des warmen Gesangs macht ohnehin einen Hauptteil des wohligen Schauers beim Konsumenten aus. Weltweit assoziiert man automatisch kaum jemanden so sehr mit dem Wort Melodic Rock wie Catley, Russ Ballard, Glenn Hughes oder John Waite.

"In My Mind's Eye" kommt zunächst sehr gemächlich um die Ecke, zeigt als Nebenwirkung jedoch einen hohen melodischen Suchtfaktor. Zum Ende hin geht es dann noch mal zurück in den Keller des Liederschreibens. "Blood On Your Barbed Wire Thorns" ist für Magnum-Verhältnisse zwar sehr roh. Aber tausendfach genudelte Yeah-Yeahs machen eben noch keinen tollen Track.

So bleibt alles wie gehabt. Man freut sich, dass es sie gibt. Man versteht nicht immer, warum sie manches überhaupt aufnehmen. Und selbst mit kleinen Schwächen sind die rüstigen Veteranen noch immer ungefährdete Könige des Keyboard-Rock. Jüngere Thronfolger sind nicht in Sicht.

Genau wie der besungene Mondkönig hat die Platte eine schillernde und eine trübe Seite. Wer sich jedoch damit abfindet, kommt mit einer Hand voll Liedern sicherlich auf seine Kosten.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Cry To Yourself
  3. 3. All My Bridges
  4. 4. Take Me To The Edge
  5. 5. The Moon King
  6. 6. Noone Knows His Name
  7. 7. In My Mind's Eye
  8. 8. Time To Cross That River
  9. 9. If I Ever Lose My Mind
  10. 10. A Face In The Crowd
  11. 11. Feels Like Treason
  12. 12. Blood On Your Barbed Wire Thorns

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LAUT.DE-PORTRÄT Magnum

Magnum bedeutet in der lateinischen Sprache "das Große". Sehr passend, denn die gleichnamige Band aus Birmingham gehört zu den wenigen echten Giganten …

11 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Oh. Hätte nicht gedacht, dass du Musik dieser Art hörst, Herr K.

    Zum neuen Album kann ich nichts sagen, das davor kenne ich auch immer noch nicht. Brand New Morning war jedenfalls eine hervorragende Scheibe.

    Und warum wird immer der Vergleich mit On A Storyteller's Night bemüht (wo Wings Of Heaven doch viel besser ist :whiz:)? Die Zeiten sind halt vorbei.

  • Vor 14 Jahren

    das sind lieblinge von mir, die in der tat nicht so auf den ersten blick passen. gerade magnum und russ ballard habe ich so ca mit 13,14 kennengelernt.

    das ist dann irgendwie geblieben und hat seinen eigenen platz zwischen john zorn und co.

    ...wings of heaven, ne? ich find die gar nicht so super. versteh ich aber, dass man die geil findet.

    kennst du die eleventh hour?

    ganz schlimm produziert (unverschuldet) aber sehr schöne lieder drauf.

  • Vor 14 Jahren

    Nein, die kenne ich noch nicht.

    Ich besitze:
    - Marauder
    - On A Storyteller's Night
    - Vigilante
    - Wings Of Heaven
    - Goodnight L.A.
    - Breath Of Life
    - Brand New Morning

  • Vor 14 Jahren

    @spacelordrudi (« "Soldier of the line" brachte mich zu Magnum, Album
    war "Chase the dragon", muß Anfang der 80er gewesen sein und fehlt
    in der laut-diskographie.
    Müßt Ihr Euch mal anhören, echt geil!

    Gruß
    Rudi »):

    Yes sir - ist ein wahrer "Schatz" in meiner Sammlung.
    Ist auch meiner Meinung nach das beste Magnum-Album, welches ich bis dato gehört habe....muss allerdings gestehen, dass meine Sammlung mit Goodnight L.A. endet.....weil mich die Scheibe masslos enttäuschte!

  • Vor 14 Jahren

    Hör dir mal Brand New Morning an. Finde ich ein richtig starkes Album aus der Zeit nach der Wiedervereinigung der Band.

    Goodnight L.A. hat mir auch keinen Spitzenrang, aber einige Songs gefallen mir doch sehr gut.

  • Vor 14 Jahren

    @Olsen (« Hör dir mal Brand New Morning an. Finde ich ein richtig starkes Album aus der Zeit nach der Wiedervereinigung der Band.

    Goodnight L.A. hat mir auch keinen Spitzenrang, aber einige Songs gefallen mir doch sehr gut. »):

    Danke für den Tip - mach ich gerne!
    Lg