laut.de-Kritik
Eine weitere Station auf dem Weg des 'unerkannt Reisenden'.
Review von Joachim Gauger"'Clandestino' ist wie ein Kind, das sich selbst großgezogen hat: Es ist herangewachsen, ohne dass ich ständig hinter ihm her rennen musste", sagt Manu Chao in einem Interview zu seinem ersten Soloalbum, das ohne Promotionmaßnahmen und Werbung vom Insider-Tip zum Sommerhit in ganz Europa wurde. Nun also der Zweitling, der immer besonders schwer fällt, der Kontinuität oder Wille zum neuen Aufbruch beweisen muss, der zeigt, wohin die Reise geht.
"Nächste Station: Hoffnung" lautet der Titel, es ist eine weitere Station auf dem Weg des 'Clandestino', des 'unerkannt Reisenden'. Weit ist dieser nicht gekommen. Zwar ist sein Horizont weiter geworden und umfasst nun auch Samples in Form verzerrter Stimmfetzen (z.B. in "Trapped By Love"), Hammond-Orgel-Klänge ("Papito") und sogar Swing-Rhythmen ("Le Rendez-Vouz"). Doch überall klingen Zitate aus "Clandestino" nach, so taucht beispielsweise der markante E-Gitarrenklang aus "Bongo Bong" (King Of Bongo) an verschiedenen Stellen wieder auf. Immer noch ist er umgeben von Reggae- und anderen südamerikanischen oder karibischen Rhythmen, von schnell geschlagener Flamencogitarre, jazzigen Bläsern und babylonischem Sprachgewirr.
Eingespielt wurde "Proxima Estacion: Esperanza" wieder von Radio Bembe, einem losen Verbund von Musikern, der 1996 von Manu Chao gegründet wurde, die Produktion hat wieder Renaud Létang besorgt. Das allein erklärt aber nicht die vielen Zitate aus und Ähnlichkeiten zu "Clandestino".
"Auf dem Album tauchen überall kleine musikalische Kobolde auf, die aus Clandestino entkommen sind, und doch ist das Album vollkommen anders, direkter, vielfältiger, animalischer", sagt Manu Chao. Vor allem aber ist "Proxima Estacion: Esperanza" aus dem gleichen liberalen Geist geboren, wie sein Vorgänger. Hier üben Ideen und Kulturen den spielerischen Umgang miteinander, hier dominiert nicht Stil und nicht Gedanke, sondern große Zuversicht und grenzenlose Heiterkeit.
"Das klingt ja genau wie sein letztes Album!" - "Das ist ja gerade das Gute!"
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