laut.de-Kritik
Ein Fest für Rostocks Stadt-Marketing.
Review von Stefan MertlikPünktlich zum Weihnachtsfest beschenkt sich Marteria mit einem Prestige-Projekt selbst. Unter dem Motto "Live Im Ostseestadion" spielte er am 1. September 2018 vor 32.000 Zuschauern nicht nur sein bisher größtes Konzert, dieses dokumentiert er nun auch in Form einer umfangreichen Box. Darin fasst der Rostocker die gigantische Show in seiner Heimatstadt auf zwei CDs und einer DVD beziehungsweise Blu-ray zusammen.
Das Live-Album funktioniert als Best-Of der Superstarjahre hervorragend. Abgesehen von Marsimotos "Ring Der Nebelungen" sind Songs von jedem Album ab "Zum Glück in die Zukunft" vertreten. Wer auf Titel der Frühwerke "Halloziehnation", "Base Ventura" und "Zu Zweit Allein" hoffte, den entschädigt zumindest das Klassentreffen "R.O.S.T.O.C.K." Hierfür trommelte Marteria seine alten Kumpels Gabreal, Pussi, Marlow, Mauler, Hägi und die Underdog Cru zusammen, mit denen er in den neunziger Jahren zu rappen begann. Oder, wie er sie nennt, den Wu-Tang Clan aus Mecklenburg-Vorpommern.
Komplettisten greifen allerdings gleich zum Konzertvideo. "Blue Marlin", "Große Brüder" oder "Welt der Wunder" schafften es aus Platzgründen nicht auf das fast 100-minütige-Doppelalbum. Weshalb "Die Letzten 20 Sekunden", das nur in einem audiovisuellen Kontext wirkt, bleiben durfte, ist allerdings fraglich.
Wer bereits in den Genuss eines Marteria-Konzerts kam, erlebt mit "Live Im Ostseestadion" keine Überraschungen. Ob Freiburg oder Rostock – der Ablauf der Show ist beinahe identisch: "Roswell" und "Endboss" zu Beginn, Marsimoto-Segment in der Mitte, "Lila Wolken" und "Welt Der Wunder" am Ende. Spannender wird es, wenn Gäste wie Casper, Miss Platnum oder Monchi von Feine Sahne Fischfilet Abwechslung in die durchgeplante Setlist bringen.
Marterias BFF Paul Ripke übernahm die Regie. Er beweist mit "Live Im Ostseestadion", dass er nicht nur Fotografie, sondern auch Bewegtbild beherrscht. Drohnenflüge, Aufnahmen direkt aus dem Publikum und Kameras, die im Rhythmus des Basses wackeln, übertragen die Atmosphäre in die eigenen vier Wände. Die Versuchung, ein bengalisches Feuer im Wohnzimmer zu zünden, ist groß.
Soundcheck- und Aftershow-Szenen verleihen dem 149-minütigen Konzertvideo einen Rahmen, der auch die Stimmung hinter den Kulissen einfängt. Erinnerungen an Jay-Zs "Fade To Black"-DVD kommen auf, wenn Marteria auf dem Weg zum Ostseestadion Vergleiche zum Madison Square Garden zieht. Damals wollte er als Fußballer in der Hansa-Spielstätte stehen, schwelgt er in Erinnerungen. Dass ihm nun Hip Hop diese Chance gibt, sei eine Sensation.
Gefühlsduselig wird es nicht nur, wenn Marteria am Konzertende in Tränen ausbricht. "Casper ist ein Rostocker", grölen Zehntausende, bis sich der Neubürger vor Rührung verneigt. Bei solch berauschten Bildern denkt auch der Fernsehzuschauer über einen Umzug nach. Besser hätte kein Stadt-Marketing der Welt für die Hansestadt werben können: ein durchweg gelungenes Konzertpaket.
2 Kommentare mit einer Antwort
Als Video cool, als Album verzichtbar
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=VÖ1…
Mag Marteria, aber das hier braucht kein Mensch.
Ein 4K-YouTube Video hätte gereicht.
Vollsten Respekt für das Füllen eines 33k Stadions.
Dieser ROSTOCK-Track entschädigt überhaupt gar nichts, die Rapper sind wack, Beat ist Stangenware, schlecht.