laut.de-Kritik

Der Hype ist so was von gerechtfertigt!

Review von

Seit drei Wochen bin ich Glücklicher nun im Besitz einer Promocopy des neuen Maximo Park-Albums. Und das ist sehr gut so. Denn beim ersten Reinhören dachte ich spontan: Hmm. Zwar gut, aber doch nicht so gut, wie ich mir nach dem furiosen "A Certain Trigger" erhofft hatte. Wie das nun mal so ist, wenn man allzu hohe Erwartungen mit sich rumträgt, und die Realität sich schwer tut, mit den überzogenen Vorstellungen mitzuhalten. Das typische Sylvesterparty-Syndrom halt.

Heute jedoch, nach ca. 55-maligem Durchhören des Albums, muss ich sagen: Wow. "Our Earthly Pleasures" ist einfach ein Spitzenalbum, das seine wahre Schönheit erst auf den zweiten (oder dritten) Blick preisgibt. Das mag unter anderem daran liegen, dass Maximo Park es hier insgesamt ein wenig ruhiger angehen lassen als bei ihrem Debutknaller. Doch gerade die Midtemponummern wie "Sandblasted And Set Free" oder "Books From Boxes" gehören für mich zu den absoluten Highlights der Scheibe.

Natürlich dürfen auch die liebgewonnenen treibenden Rocknummern nicht fehlen. So ist die erste Singleauskoppelung "Our Velocity" ein Feger, der Hits wie "Apply Some Pressure" etc. in nichts nachsteht und dokumentiert, welch geballte Songwriting-Qualitäten in dem Fünfer aus Newcastle stecken. Mit "The Unshockable" gibt es jedoch nur noch eine weitere echte Hochgeschwindigkeitsnummer zu verzeichnen. Dennoch bietet "Our Earthly Pleasures" Rockhymnen galore, die in bekannter Manier von Paul Smiths unvergleichlicher Stimme und den typischen supercatchy Hooklines vorangetrieben werden.

So beschert die Band mit "By The Monument" dem Hörer den Euphorieschub des Albums schlechthin und zeigt stellvertetend für den Rest des Albums, wie sich Maximo Park seit 2005 weiterentwickelt haben und in welche Richtung der Weg führt. Die Tasten häufiger auf Piano denn auf Elektronikerorgel gestellt, das Tempo ein bisserl gedrosselt, klingen die meisten der Songs einen Hauch poppiger als auf dem Vorgänger und sind auch noch ein wenig runder produziert, so dass beim oberflächlichen Hören das Album als möglicherweise hie und da vergleichweise "gewöhnlich" missverstanden werden könnte.

Doch wer bitte schön schreibt uns sonst noch Songs wie "Parisien Skies" oder "Nosebleed", wenn nicht Paul Smith und seine Jungs? Niemand natürlich. So kann ich auch nicht ansatzweise verstehen, wie Maximo Park immer wieder als eine dieser englischen verwechslungsgefährdeten Hypebands verunglimpft werden. Nur bei Typen wie Bowie, John Frusciante oder von mir aus auch Freddie Mercury genügen sonst ca. 0,5 Sekunden Gesang, bis klar ist: das müssen MP sein. Und für die Musik gilt ähnliches. Die machen ihr ganz eigenes Ding und wenn das von irgendwem gehypt wird, dann nur zurecht.

Wahnsinn auch wieder, wie Paul Smith nicht nur eine bombige Gesangsmelodie nach der anderen aus dem Kehlkopf schüttelt, sondern auch, wie er es immer wieder versteht, aus seinen ganz einfachen Alltagsgeschichten über die Liebe, das Leben und die anderen kleinen Dinge des Daseins im musikalischen Zusammenspiel mit seiner Band großartige Poesie mit Tiefenwirkung zaubert. "The path of excess led to boredom" ... "all we have is now" - wer möchte da wiedersprechen? Angesichts dieses Füllhorns an Maximo Park-Hits 2.0 mag man denn auch die zwei bis drei etwas belanglosen Songs wie "Russian Literature" oder "The Urge" leicht verschmerzen.

Denn die gab es, seien wir mal ehrlich, auf dem Debüt auch. Mindestens. Denn a) sind auch das immer noch sehr gute Songs und b) verdeutlichen sie, durch die daraus resultierenden leichten Niveauschwankungen beim Gesamtdurchlauf, was für wunderbare Preziosen sich auf "Our Earthly Pleasures" insgesamt befinden. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten 55 Rotationen.

Trackliste

  1. 1. Girls Who Play Guitars
  2. 2. Our Velocity
  3. 3. Books From Boxes
  4. 4. Russian Literature
  5. 5. Karaoke Plays
  6. 6. Your Urge
  7. 7. The Unshockable
  8. 8. By The Monument
  9. 9. Nosebleed
  10. 10. A Fortnight's Time
  11. 11. Sandblasted And Set Free
  12. 12. Parisien Skies

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