laut.de-Kritik

Schwebende Klangwelten jenseits unseres Universums.

Review von

Sonnenaufgang, Vulkanausbruch und Weltuntergang in einem? Das neue Album von Mercury Rev hat dies alles zu bieten, es vereint Pompöses und ruhige, leise Klänge. Der Gegensatz könnte nicht größer seien. Oft wandern sie dabei auf einem schmalen Grad zwischen Schönheit und Kitsch. Aber wenn sie diesen verlassen, dann sicher in Richtung Schönheit.

Ein heftiger orchestraler Einstieg eröffnet "All Is Dream", der aber schnell zu ruhigen und aufgeräumten Klavier- und Gesangsmelodien reduziert wird. Mit androgyner und zerbrechlicher Stimme erkennt Jonathan Donahue: "Dreams are always wrong". Die träumerisch-verzweifelte Grundstimmung des Albums wird also schon im Opener "The Dark Is Rising" sehr deutlich.

Mit "Tides Of The Moon" folgt ein Stück, in dem traditionelle Songstrukturen Schlagzeug, Bass, Gesang, Gitarre - diese allerdings sehr verzerrt - dominieren. Das Glockenspiel, das die Gesangslinie unterstützt, und eine schwebende, engelsgesangsähnliche Orgelmelodie geben auch diesem Song etwas Sphärisches. "Cains" ist nicht das klassische Mercury Rev-Stück. Beim Hören kommt man sich wieder vor wie in eine reale, kältere Welt zurück versetzt. Man befindet sich nicht mehr in einer Klangwelt jenseits unseres Universums.

Die folgenden Stücke lassen den Hörer gedanklich in eine andere Welt abdriften. Mal klingen Passagen, als würde man gerade in einem Kirchenschiff stehen, andere wiederum katapultieren einen in eine träumerische andere Hemisphäre, in der totale Leichtigkeit herrscht. "Little Rhymes" und "A Drop In Time" sind den Songs des Vorgängeralbums "Deserter's Songs" sehr ähnlich und drohen sich teils in Pomp zu verlaufen.

Bei "Nite and Frog" und "You're My Queen" handelt es sich um vorwärtstreibende Popsongs mit Hitpotenzial. Eine fröhliche, treibende und fordernde Stimmung herrscht in diesen Liedern vor. Mein persönlicher Favorit des Albums "Spiders and Flies" besticht mit der Ruhe einer gleichmäßigen Klavierstimme und einer vor Schönheit nur so sprühenden Melodie.

"Hercules" fasst das gesamte Album zusammen: Zu Beginn ist leise, der orchestrale Pomp fehlt ganz, doch mit der Zeit steigert er sich hin bis zum Orchesterfeuerwerk und fängt sich wieder in einem sehr reduzierten, leisen Schlussteil.

"All Is Dream" ein fast schon klischeehaft treffender Albumtitel. Es versetzt mich beim Hören in einen Schwebezustand.

Trackliste

  1. 1. The Dark Is Rising
  2. 2. Tides Of The Moon
  3. 3. Chains
  4. 4. Lincoln's Eyes
  5. 5. Nite And Fog
  6. 6. Little Rhymes
  7. 7. A Drop In Time
  8. 8. You're My Queen
  9. 9. Spiders And Flies
  10. 10. Hercules

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