laut.de-Kritik
Klickkäufer Kai hat wieder viel zu tun.
Review von Stefan MertlikWer drei Alben innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht, muss ständig Magenknurren haben. Auch auf "Seele" spricht Mero vom unstillbaren Hunger nach Erfolg. Doch diesmal setzt sich der 20-Jährige auch mit den Schattenseiten seines Ruhms auseinander. "Auf dem Weg nach oben wollten so viele, dass ich es schaff / Aber komisch, seit ich oben bin, wurde aus Liebe Hass", rappt er im Opener "Statement".
"Seele" ist nicht Meros "Von Innen nach Aussen", aber ein nächster Schritt auf dem Weg zum kompletten Künstler. Denn Selbstbeweihräucherungen treffen auf nachvollziehbare Auseinandersetzungen mit dem eigenen Tun. Wie sein hessischer Nachbar Azad spricht der Rüsselsheimer von "Krisen im Kopf". Für Hörerinnen und Hörer mit 20 Jahren Deutschrap-Erfahrung sicherlich kalter Kaffee. Doch an die richtet sich Mero auch nicht.
Der 2000 geborene Rapper ist mehr jugendlich als erwachsen. Auf "Seele" lässt er die Außenwelt in kleinen Dosen an seinem Reifeprozess teilhaben. In den Curse für die Generation Modus Mio hat sich Mero trotzdem nicht verwandelt. Nach wie vor liefert er leichtverdauliche Kost für die JBL an der Bushaltestelle. Er wirft 808s, harte Bässe, Synthie-Melodien, Streicher und Arabeske-Elemente in den Mixer. Heraus kommt ein Sound, der seit gefühlt zwölf Spielzeiten nicht totzukriegen ist.
Doch anders als so manch fauler Newcomer hat Mero seine Hausaufgaben gemacht. Drei Flow-Wechsel pro Strophe gönnt er sich mindestens. Autotune setzt er wie in "Perspektive" nur noch sparsam ein. Leider – und das gehört zu Meros größten Problemen – besitzen seine Texte wenig Höhepunkte. Keinen durchdachten Vergleich oder clever formulierten Gedanken rappt Mero in der knappen Dreiviertelstunde. Entsprechend wenig bis gar nichts bleibt von den Texten hängen.
Uninspirierte Rapper veranschaulichen ihren sozialen Aufstieg anhand der Autos, die sie einmal besessen haben. So erinnert sich auch Mero an die Tellerwäscherzeiten in seinem Honda Civic. Auf "Seele" fehlt nur noch der Vergleich zwischen seinem Stunden- und deinem Monatslohn. Immerhin leugnet Mero nicht die Gefahr von Covid-19: "Meine Gegend ist wie Bogotá / Zehn Pakete im Motorroller / Die Wumme immer noch auf Schoß, Bruder / Und sie ist tödlicher als Corona."
Mit einem Rang 14 in den Albumcharts bleibt Mero hinter den Erwartungen zurück. Ob seine Zeit abgelaufen ist oder Klickkäufer Kais Terminkalender schon voll war, bleibt offen. Fakt ist: Mero kann rappen. Präsentation und Inhalte bieten aber auch den Kritikern wieder genug Stoff, um dem 20-Jährigen Deutschraps Abrutschen in die Irrelevanz in die Schuhe zu schieben.
5 Kommentare mit 6 Antworten
Fakt ist: Mero hat sich wie so viele ein paar generische Flows mit Zeitgeist abgeschaut. Fakt ist: "Rappen können" ist dann doch nochmal was Anderes.
Musik für 6-12 Jährige verzogene Gören. 1/5
Ey Mallah wann bringst du wieder was neues raus?
Man braucht nur die ersten 1-3 Songs hören, und man merkt schnell, dass es nur ein weiterer Cash-Grab an die Zitzen der aktuellen Kuh ist. Im Vergleich zu den Vorgängern hat sich gar nichts geändert, eine künstlerische Vision schuldet Mero uns immer noch. Es wird auf uninteressante Trap-Beats schnell gerappt, ohne inhaltlichen Mehrwert, aber immerhin mit einer nach arabischem Gesang inspirierte Hook. Scheint ja für viele zu reichen, aber wie lange noch?
Um es mit den Worten eines anderen Klickkäufers zu sagen: DEUTSCHRAP IST FRESHER DENN JE!!!
Edit: So ein Album "Seele" zu nennen, ist wie seinem SUV den Kosenamen "Klimaschutz" zu geben.
Scheint dich ja trotzdem sehr zu interessieren, bist du doch hier mit multiplen Kommentaren unterwegs
Der Niedergang des deutschen Sprechgesangs mit immer tieferen Tiefpunkten interessiert mich generell ja, Dark Tourism und so...
Was zahlt man hier für die 3 Sterne?