laut.de-Kritik

Von hübschen Pop-Sternchen kriegt die Welt wohl nie genug.

Review von

Von hübschen kleinen Pop-Sternchen, die schon mit zwölf Jahren mehr über Vermarktung zu wissen scheinen als über die Musik, die sie machen, kriegt die Welt wohl nie genug. Anders ist der hohe Charteinstieg von "Breakout" kaum zu erklären. Ein vertontes Teenie-Tagebuch, das wahrscheinlich von einer US-Version von Dieter Bohlen an einem Nachmittag zu Papier gebracht wurde, wird von einer Künstlerin vorgetragen, der man deutlich anmerkt, dass sie hauptberuflich Schauspielerin ist.

Das naiv-idealistische Phrasen-Geträller des amerikanischen Vorstadtlieblings Hannah Montana, pardon, Miley Cyrus nervt über zwölf Songs mit abgedroschenen Allerweltsproblemen wie der ersten Liebe und dem Traum vom großen Glück. Der Sound bestätigt den Eindruck, dass der Teenie-Star in der Musik lediglich ein zweites finanzielles Standbein sieht. Also wird musikalische Individualität zwecks möglichst großer Hörerschaft vermieden.

Gleich der erste Titel "Breakout" klingt wie die Light-Version eines Blink 182-Songs, nur ohne Humor und Selbstironie. Eine blauäugige Miley Cyrus singt vom rebellischen Ausbruch aus dem tristen Alltag und schürt die Hoffnung ihrer Artgenossen, dass das Leben eine riesengroße Party wird. Ach ja … noch einmal 15 sein.

Das folgende "7 Things", dessen Akustik-Gitarren-Instrumental aus jeder durchschnittlichen Teenie-Liebes-Komödie stammen könnte, ist auch inhaltlich so oberflächlich wie ein drittklassiges Hollywood-Filmchen. "The seven things i hate about you …"? Hab ich das nicht schon mal irgendwo gehört?

Egal. "The Driveway" setzt das Thema tragische Jugendliebe nahtlos fort und beugt erfolgreich jeglicher Abwechslung vor. Die Coverversion von Cindy Laupers "Girls Just Wanna Have Fun" geht da schon wesentlich besser ins Ohr. Das liegt allerdings auch nur daran, dass das Original ein Klassiker ist und großen Wiedererkennungswert besitzt. Mit einer schlichten Kopie im modernen Soundgewand ist man eben meistens auf der sicheren Seite.

"Full Circle" rutscht wieder in die anfängliche Ereignislosigkeit ab, und man ist schon beinahe zu müde um weiterhin nach beschreibenden Worten zu suchen, ohne sich zu wiederholen. Über ein langweiliges Gitarrenriff lässt die Sängerin sich schon wieder über die Schwierigkeiten mit ihrem High-School-Schwarm aus. Dramatische oder gefühlvolle Momente, die Balladen eigentlich ausmachen, sucht man allerdings vergebens.

Bei dem krampfhaft fetzigen "Fly On The Wall" ist die Eintönigkeit des Albums dann wohl auch der Interpretin aufgefallen. Statt oberflächlichem Romanzengedudel dringt eine Beschwerde über die fehlende Privatsphäre der armen Jungstar-Göre an die geschundenen Ohren: "Don't you wish that you could see me every second of the day?" Eigentlich nicht.

Nachdem das anschließende "Bottom Of The Ocean" die Hoffnung zerschmettert hat, dass man die gefühlten 500 Liebesschnulzen des Albums überstanden hat, folgt mit "Wake Up America" der Gipfel der Heuchelei. Plötzlich posaunt Miley halbherzige Weltretter-Parolen über die globale Erwärmung heraus, und spielt sich ausgerechnet auf dem einzigen einigermaßen tanzbaren Partysong des Albums als Amerikas Gewissen auf: "I know you don't wanna hear it." Treffend bemerkt.

Nach dieser Lachnummer reißt auch "These Four Walls" das Ruder nicht mehr rum, obwohl es die erste und einzige Ballade des Albums ist, bei der zumindest ein bisschen Stimmung aufkommt. Der Rest von "Breakout" erschöpft sich in Wiederholungen des bereits Beschriebenen, und ihm noch weitere Worte zu widmen würde diese Review wahrscheinlich genauso langweilig machen wie das Album selbst.

Trackliste

  1. 1. Breakout
  2. 2. 7 Things
  3. 3. Driveway
  4. 4. Girls Just Wanna Have Fun
  5. 5. Full Circle
  6. 6. Fly On The Wall
  7. 7. Bottom Of The Ocean
  8. 8. Wake Up America
  9. 9. These Four Walls
  10. 10. Simple Song
  11. 11. Goodbye
  12. 12. See You Again

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59 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Also ich finde das Album gar nicht übel.
    Ich mag zwar High School Musical und alle Kinder, die dadurch berühmt werden, nicht (bekomme es aber durch meine jüngere Schwester mit), aber diese CD ist nicht schlecht gemacht.
    Mileys Gesang ist recht ordentlich. Man hört zwar, dass da einiges gemixt und produziert wurde, aber dennoch besser als sonstiger Popeinheitsbrei.
    Die Musik ist ebenfalls ok. Ich war beim Durchhören überrascht, dass das Album so rocklastig ist. Aus der Rezension geht das überhaupt nicht hervor. Natürlich ist es 08/15-Poprock, aber zumindest kein schlechter.
    Ich denke hier wurde wiedermal eine Rezension geschrieben, bei der schon vorher feststand, dass das Ergebnis 1/5 lautet.
    Ich würde dem Album, trotz meiner Abneigung gegen Miley Cyrus, allerdings 3/5 geben. Grundsolide Teenie-Poprock-CD.

  • Vor 16 Jahren

    Diesen Dreck sofort in den Müllschlucker werfen, anstatt sich noch mit einem (mal wieder sehr amüsanten) Verriss aufzuhalten. Und die gute Dame bitte gleich hinterher.

  • Vor 16 Jahren

    Disney-Kindergarten, Generation 2. Och neee.

    @FeSTt-Film: Falls "grundsolide" ein Synonym für langweilig oder belanglos sein soll, dann hast du sicher recht. ^^