laut.de-Kritik
Lieblich und verträumt breitet der New Yorker seine Synthie-Teppiche aus.
Review von Alexander CordasOh Moby, warum das? Warum strickst du dein Erfolgskonzept von "Play" so gnadenlos konsequent und teilweise auch so offensichtlich weiter? Genügt es nicht, dass wir zu den verträumten, sehnsüchtigen Melodien von "Porcelain" und "Why Does My Heart Feel So Bad" dahin schwebten wie eins der Heiland über den See Genezareth? Nein? Na gut, dann gib uns "Signs Of Love" und "One Of These Mornings".
Lieber Moby, ich mag dich. Und genau das hält mich davon ab, dir den Arsch zu versohlen ob der offensichtlichen Parallelen von "Play" und "18", dem Brimborium um SMS-Newsletter aufs Mobi(y)l-Telefon und sonstigen medialen Overkills. Ja, ich weiß, nichts bereitet dir mehr Vergnügen, als möglichst viele Menschen mit deiner Musik zu erreichen. Das wird dir auch diesmal gelingen. Zu lieblich und verträumt breitest du Synthie-Teppiche vor uns aus, legst deine verträumten Pianoklänge darüber, in die wir uns hinein kuscheln können - am besten natürlich mit einer Wärmflasche mit Ohren. Ja, Liebe, Tragik, Sehnsucht, das sind die Begriffe, die zu deiner Musik passen, wie die Faust aufs Auge, oder Amors Pfeil durchs rote Herzilein.
Einige aber werden mit dir schimpfen und dir den 100%igen Schönklang vorwerfen. Man kann es ihnen nicht einmal verübeln, denn ein "Honey" oder "Bodyrock" hast du dir diesmal auch gespart - schade eigentlich, denn abhotten konnte man zu deiner Mucke immer ganz gut. Aber vielleicht willst du einfach nur den Verkauf von Kerzen ankurbeln, die man dann bei deinen Songs feierlich entzünden kann. Oder hast du dir einen Weinberg gekauft und möchtest, dass wir den neuen Cabernet Sauvignon de Moby kosten? Schmeckt sicher lecker.
Was übrig bleibt, wenn man sich das Meckern verkneift, ist eine Scheibe, vollgepackt mit wunderschönen Songs und das ist es doch, worauf es ankommt. Ja, Moby, ich mag dich immer noch.
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