laut.de-Kritik
Ausgerechnet Debbie Harry soll es richten ...
Review von Joachim Gauger"Go - The Very Best Of Moby" dokumentiert den Aufstieg eines Musikers, der 2001 mit einer hitverdächtigen Scheibe seinen Höhepunkt erreichte. Aller Anfang ist schwer, und so referiert der Titel nicht umsonst auf den Track "Go" mit der Titelmusik aus "Twin Peaks", der Moby Anfang der 90er zu einem Plattenvertrag verhalf. Aus der Karriere-Frühzeit sind hier noch zwei weitere Meilensteine zu finden: "Feeling So Real" vom Major-Debüt "Everything Is Wrong" (1995) und das "James Bond Theme" aus dem Jahr 1997.
An diesen frühen Tracks lässt sich schön ablesen, wie sensibel Moby auf aktuelle Strömungen reagierte und diese in seine Musik aufnahm: Das "James Bond Theme" rekurriert mit seinen gefilterten Drumloops recht eindeutig auf den Big Beat - kein Wunder, im Entstehungsjahr des Tracks eröffneten Fatboy Slim und Damian Harris die Big Beat Boutique in Brighton. "Go" und "Feeling So Real" dagegen stehen noch ganz im Zeichen von Breakbeat und Jungle.
Die Hauptrolle in dieser Hit-Sammlung spielt aber naturgemäß Mobys Rekord-Album "Play". Fünf der fünfzehn Tracks stammen von dieser Veröffentlichung aus dem Jahr 2001 - auch heute noch kann man zu den verträumten, sehnsüchtigen Melodien von "Porcelain" oder "Why Does My Heart Feel So Bad" wunderbar dahin schweben. Hinzu kommen das rhythmisch treibende, von breiten Keyboard-Wänden gestützte "Natural Blues" sowie die vergleichsweise minimalistisch instrumentierten "Find My Baby" und "Honey".
Eingängige Piano-Läufe und eine expressive Stimme über dicken Synthie-Teppichen sind auch das Merkmal des Nachfolgers "18" aus dem Jahr 2002, von dem hier mit "In This World", "In My Heart" und "We Are All Made Of Stars" drei Tracks vertreten sind. Hier beweist Moby wieder sein Talent, Melodien aus dem Ärmel zu schütteln, die nach dem zweiten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf wollen, derer man bei wiederholtem Hören aber recht bald überdrüssig wird.
"Slipping Away" und "Lift Me Up" schließlich stammen vom vorerst letzten Moby-Album "Hotel", veröffentlicht im vergangenen Jahr. Hört man die Tracks im direkten Vergleich zum älteren Material, fällt auf, dass sich der seit "Play" bei Moby angesagte Stilmix irgendwann verbraucht.
So genießt der einzige neue Track, an dem Debbie Harry mitgewirkt hat, natürlich besondere Aufmerksamkeit. Wer gehofft hatte, der New Yorker würde sich hier auf alte Stärken besinnen, sieht sich jedoch getäuscht. Vielmehr geht Moby den bislang beschrittenen Weg weg vom Komplexen hin zum Einfachen entschieden weiter. Kaum anzunehmen, dass ausgerechnet "New York, New York" mit seinen geraden Disco-Beats und seiner klaren Strophe/Refrain-Aufteilung einen Ausweg aus der aktuellen Schaffenskrise weist. Aber man wird sehen ...
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