laut.de-Kritik
Pralles Zweierpack vom New Yorker Glatzkopf.
Review von Alexander CordasNach der grenzgenialen "Play"-DVD dachte sich Moby wahrscheinlich "warum nicht noch einmal?", und damit hat er absolut Recht. Der Stil, den er hier propagiert, gleicht dem der Vorgängerdisk, was ja auch nicht weiter verwundert. Die beiden Alben "Play" und "18" besitzen auch die eine oder andere unüberhörbare Parallele. Geht dies aber auf einem derart hohen Niveau von statten, darf er gerne noch weitere vier Alben und die dazu gehörigen Versatile Discs abliefern.
Das pralle Zweierpack ist dank der ungezügelten Schaffenskraft des New Yorker Glatzkopfes bis zum Rand mit Inhalt gefüllt. Im Gegensatz zum ersten Streich, der "Play"-DVD, hat Moby noch mehr Material aus den "18"-Sessions übrig, die er dem geneigten Publikum nicht vorenthalten möchte. So kommt der aktuelle Megamix als Audiospur auf die DVD und schafft für die B-Seiten auf der beiliegenden Audio-CD Platz.
Jene setzen die für "18" so typische Harmonie und Kuschel-Atmosphäre fort. Einige der Songs hätten es durchaus verdient gehabt, auf dem offiziellen Release vertreten zu sein, Moby daraus jetzt einen Strick drehen zu wollen, wäre jedoch etwas unfair. Bei einem derart hohen Output an guter Musik weiß er selbst am Ende wohl am wenigsten, wo ihm der Kopf steht. "Landing" und das von ihm selbst gesungene "Afterlife" stehen dafür stellvertetend. An mancher Stelle gehen die quadratkilometergroßen Keyboardflächen zwar auf die Nüsse, aber als Alternative kann die DVD herhalten.
Und hier hat Moby sich wieder einiges einfallen lassen. Neben allen Videos zu den jeweiligen Singles, meldet sich in "Moby's TV Show" wieder Mr. Fish zu Wort, der von den Abenteuern erzählt, die er seit seinem letzten Interview erlebt hat. Neue Stargäste sind Jewgeni "The Juice Man" ("It's good for you and it's good for me"), der die Vorteile des von ihm entworfenen Entsafters anpreist. Zum Gackern sind besonders der Trickfilm mit der Orange, die Teil einer großen Verschwörung ist, sowie der preisgekrönte Kurzfilm "The Butterfly Is The Knife", der in seiner verqueren Blödheit dem albernen Titel in nichts nachsteht.
Das Live-Konzert, aufgenommen beim Glastonbury-Festival, das erwartungsgemäß keine Wünsche offen lässt, zeigt Moby und Band spielfreudig wie eh und je und ihn selbst akrobatisch, charmant, witzig und wie gewohnt multiinstrumental. Beeindruckend, wie selbstverständlich Moby neue Popstückchen neben seine alten Technoklopfern stellt. Bei letzteren mimt er entweder den Derwisch an den Kongas oder animiert als Aerobictrainer in Jeans und falsch herum getragenen T-Shirt die Massen. Die Trackliste enthält auch einen Song namens "Creep" von Radiohead. Die weigerten sich, das Stück auf dem Glastonbury zu spielen, und da sich die Fans es sich so sehnlichst wünschen, übernimmt eben Moby den Part von Thom York.
Die 300 Fotos sind nicht wirklich wichtig, aber witzig, und als Dokumentation der verschiedensten Orte, an denen der Tourtross halt gemacht hat, wertvoll. Wer dann noch nicht genug vom audiovisuellen Moby hat, darf sich an Outtakes und dem erwähnten Megamix gütlich tun (insgesamt 152 Minuten) und dann selig ins mobyastische Koma fallen.
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