laut.de-Kritik

Eine Lektion in Stereo.

Review von

"Us, Then" ist eine Reminiszenz von Mono an die Klangmeister Pink Floyd sowie deren Jahrhundertballade "Us And Them" und gibt als Albumtitel gleichzeitig die Richtung vor. Musikalische Monologe über Jahreszeiten und Beziehungen gipfeln in den konzeptuell bedeutsam betitelten beiden Abschlusstracks. "We All Shine On" ist ein humanistisches Manifest, während "Time Goes By" schlicht und ergreifend Leben, Entwicklung, Veränderung und Neuanfang thematisiert und in eine Sinfonie der schwebenden Sounds einbettet.

Dualität und Kontraste bestimmen weiterhin die musikalische Richtung. Nach den wohldosierten Experimenten mit Gesang und Elektronik auf "Nowhere, Now Here" und der Terrassendynamik zwischen Chaos und Kosmos auf "Pilgrimage Of The Soul" steigt die japanische Gruppe wieder in das Post Rock-Perpetuum Mobile und gibt sich ganz dem Flow hin. Die Entwicklung gerät noch stringenter und stufenloser, höchste Höhen und tiefste Tiefen erreicht die Band völlig schwerelos, bleibt ganz bei sich und blendet äußerliche Störgeräusche komplett aus.

Die Reise zum Mittelpunkt der Seele nimmt kein Ende. Mono beschreiben Teile des Weges, die Anmut, das Zerbrechliche, die Trauer und Verzweiflung, die Hoffnung und Zuversicht. "Reflection" basiert auf einer Klavier-Harmonie, in die die hypnotische Melodiefolge eingeflochten ist. "Run On" hingegen ist Post Rock Perfektion in seiner dynamischen Hinführung, mit den mannigfachen Crescendi und hypnotischen Passagen.

Der Titelsong "Oath" hingegen lebt von dem klassischen Klangkörper aus Bläsern und Streichern. Gerade die Brass-Sektion intoniert eine wundervolle Melodie, zum Glück mehr Himmels- als Bierzelt. "Hear The Wind Sing" arbeitet die Bamd mit sphärischen Klängen und verhuschten Akkorden aus. Beim genauen Hinhören schält sich eine pluckernde Piano-Linie heraus.

"Moonlight Drawing" verzückt mit seinen filigranen wie beschwörerischen Rhythmusfiguren, die sowohl den Rock-Kontext als auch die Taiko-Tradition zitieren. Die Gitarrenharmonie in "Holy Winter", in der über einen ostinaten Grundton sich dezent die Optionstöne verschieben, ist simpel und doch durchdacht und funktioniert in seiner stoisch repetierten Spielweise mit den sphärischen Sounds.

Mono liefern mit "Oath" eine Lektion in Stereo ab. Die Lieder ohne Worte führen den Klangkontext weiter. Das Artwork spricht Bände: Wenn sich die Rauch-Silhouetten verzogen haben, bleibt der Blick ins Blaue. So verhält es sich mit der Musik von Mono: sie klart den Kopf ohne schier zu überwältigen. Die semizerstörte Physis und achterbahnfahrende Psyche findet ihre Ruhe.

Trackliste

  1. 1. Us, Then
  2. 2. Oath
  3. 3. Then, Us
  4. 4. Run On
  5. 5. Reflection
  6. 6. Hear the Wind Sing
  7. 7. Hourglass
  8. 8. Moonlight Drawing
  9. 9. Holy Winter
  10. 10. We All Shine On
  11. 11. Time Goes By

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