laut.de-Kritik
Hip Hop für die Entschleunigung, Soul und House für den Floor.
Review von Martin TenschertKenny Dixon Jr. aka Moodymann hätte es eigentlich gar nicht nötig, einen "DJ Kicks"-Mix aufzunehmen. Legendäre Releases und Auftritte kennt man von dem Detroit-Urgestein zuhauf. So trat er einst hinter einem Vorhang auf, um die Zeiten in Erinnerung zu rufen, als schwarze Musiker ihr weißes Publikum zwar entertainen, dabei aber möglichst nicht in Erscheinung treten durften.
Auch seine DJ-Skills fanden nicht immer auf Anhieb Anklang beim Publikum. Nirvana und Deep Techno, geht's noch? Vielleicht ist es ja gerade diese musikalische Offenheit, aufgrund der die Berliner vom !K7-Label den rebellischen Raver in den Olymp derer hievten, die ein Exemplar der exquisiten DJ Kicks-Reihe gestalten dürfen. Zum mittlerweile, hui, 52. Mal. Da kann man als Enfant noch so terrible sein, solch ein Angebot darf man einfach nicht ablehnen.
Stolze 30 Tracks packt Moodymann in seinen funky Mix. Ob es ihm wie weiland dem ollen Schopenhauer einfach nicht möglich war, sich kürzer zu fassen? Spielt keine Rolle: Der Mix spricht für sich. Cremig und groovig arbeitet sich Kenny durch eigene Lieblingslieder und die persönliche musikalische Prägungsgeschichte. Diese beinhaltet jazzige Entschleunigung durch Hip Hop (Dopehead, "Guttah Guttah"), trippigen Traumsound ("Les Nuits"), aber auch Klassiker der Elektronik ("Our Darkness"), wenngleich im analogen Pianogewand. So erzeugt Moodymann virtuose Brüche und verkommt nicht zur abliefernden Hitschlampe. Entertain, but don't forget to educate.
Tracks, die es in den letzten Jahren in jede Spotify-Playlist geschafft haben ("Around" im Solomun Mix), hätte man dem nicht mit DJ Dixon zu verwechselnden, aber ähnlich versatilen Künstler zwar nicht zugetraut, passt aber dennoch zum Spannungsbogen. Dieser etwas langweilige Schlenker in ausgelatschte Pfade gleicht er glücklicherweise mit souligen Smashern vom Kaliber "It's House Music" wieder aus.
Die gute alte Indie-Gitarre geht sogar auch: "Remain" zupft sich deep und zurückhaltend, fast hypnotisch seine Daseinsberechtigung herbei. Im Mix entfalten sich so schöne Kombinationen und Brücken zwischen den Genres. Sowohl Skills als auch Trackauswahl harmonieren perfekt. Ist ja ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es explizit um einen DJ-Mix geht. Moodymann beweist abermals: He's got something for our minds, bodies and souls.
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