laut.de-Kritik

Der A-ha-Beau bettelt um Aufnahme in den Schlagerpop-Himmel.

Review von

Nach 30 Jahren im Rampenlicht als Frontmann von A-ha und über 40 Millionen verkaufter Tonträger, könnte Branchen-Beau Morten Harket weiß Gott die Seele baumeln lassen und sein wohlverdientes Pop-Rentnerdasein genießen. Doch das Züchten von Orchideen und das Fotografieren von Insekten scheint das Leben des norwegischen Mittfünfzigers nur bedingt auszufüllen. Also, was tun? Richtig, zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Und so versammelt Morten Harket im letzten Jahr eine Handvoll Sound-Tüftler und Co-Autoren um sich herum und hebt sein mittlerweile fünftes Studioalbum aus der Taufe. Der Dringlichkeitsfaktor ist hoch, denn Morten sieht die Welt, nach eigenen Aussagen, bereits am Abgrund baumeln. Wer nun aber apokalyptisches Düster-Schaffen erwartet, wird nach dem Hören von "Out Of My Hands" verwirrt und ungläubig den Ohrenarzt seines Vertrauens aufsuchen. Mit der Verbreitung von Endzeitstimmung haben die insgesamt zehn Tracks reichlich wenig zu tun.

Stattdessen bewirbt sich Morten Harket vor allem auf der ersten Hälfte des Albums auf bemitleidenswerte Art und Weise um die Aufnahme in die Schlagerpop Hall Of Fame. Für jemanden, der sich auch anno 2012 noch an Perlen wie "Take On Me", "The Sun Always Shines On TV" oder "Hunting High And Low" erfreuen kann, entsteht nach blutleerem Synthie-Gehopse à la "Scared Of Heights", "Keep The Sun Away" oder "Lightning" ein regelrechtes Fremdschäm-Gefühl.

Monotone Beats, lieblose Keyboard-Spielereien und Songstrukturen, mit denen gemeinhin Andrea Berg und Konsorten aufwarten, bilden das Fundament, auf dem sich Mortens immer noch erhabenes Stimmorgan bettet und nach Leibeskräften versucht, zu retten, was noch zu retten ist. Doch spätestens bei dem kläglich scheiternden Pop-Hymnen-Versuch "I'm The One" ist der Drops gelutscht, das Kind im Brunnen und der Sauerstoffvorrat kurz vor Erreichen des Mariannengrabens zu Ende.

Schluss, aus, abhaken und auf zur zweiten Hälfte. Und die ist um Wiedergutmachung bemüht. Plötzlich entwickeln sich Sphären, die Beats werden vertrackter und auch das Akkord-Muster dehnt sich zunehmend aus. Das selige "Quiet" macht den Anfang, gefolgt vom Polit-Popper "Burn Money Burn", ehe "When I Reached The Moon" gar die Gitarren auspackt und Mortens Stimme in Bestform präsentiert.

Das träge "Listening" hat erste nachhaltige Melodien im Gepäck, bevor das unauffällige "Just Believe It" nach dreieinhalb Minuten Platz macht für den Titeltrack, der von mystischer Ruhe getragen, den Höhepunkt des Gesamtpakets darstellt.

Am Ende möchte man den Silberling in zwei Hälften teilen, um sich so schnell wie möglich vom ersten Teilstück zu verabschieden. Technisch leider nicht möglich. Letztlich hilft nur die Skip-Taste. Und auch wenn das Nordlicht zum Schluss hin emsig versucht, verloren gegangenen Boden wieder gutzumachen; schlussendlich schlurft man dennoch enttäuscht und ernüchtert in Richtung CD-Regal und rückt das Bild des Sängers mit Einlegen des "Ending On A High Note"-Albums wieder gerade.

Trackliste

  1. 1. Scared Of Heights
  2. 2. Keep The Sun Away
  3. 3. Lightning
  4. 4. I'm The One
  5. 5. Quiet
  6. 6. Burn Money Burn
  7. 7. When I Reached The Moon
  8. 8. Listening
  9. 9. Just Believe It
  10. 10. Out Of My Hands

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Harket,Morten – Out of My Hands €1,84 €3,00 €4,84

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Morten Harket

Ab Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts wird es schwer sich ein Teenagerzimmer vorzustellen, in dem nicht das Gesicht von Morten Harket …

10 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Jetzt hat er es geschafft, am 28.04. endlich auch bei Carmen Nebel zu sein.

  • Vor 12 Jahren

    So unterschiedlich sind die Meinung :)
    Out of my Hands sollte jeden A-HA Fan doch mehr als Glücklich stimmen - zumal die ersten 4 Tracks doch verdammt stark die Disco Nummern von Foot of the Mountain erinnern.Ich höre hier ganz viel Riding the Crest und Bandstand raus und bin Sau Glücklich, dass es diesem fast 53jährigen Mega Star und Jugend Idol gelungen ist,mich als A-HA Fan mit Out of my Hands - Sau zufrieden zu stellen ! Danke Morten für diese Perle !!! Robse

  • Vor 12 Jahren

    So unterschiedlich sind die Meinung :)
    Out of my Hands sollte jeden A-HA Fan doch mehr als Glücklich stimmen - zumal die ersten 4 Tracks doch verdammt stark die Disco Nummern von Foot of the Mountain erinnern.Ich höre hier ganz viel Riding the Crest und Bandstand raus und bin Sau Glücklich, dass es diesem fast 53jährigen Mega Star und Jugend Idol gelungen ist,mich als A-HA Fan mit Out of my Hands - Sau zufrieden zu stellen ! Danke Morten für diese Perle !!! Robse