laut.de-Kritik

Ein letzter Blick zurück.

Review von

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrer Auflösung schicken My Chemical Romance in Form des Greatest Hits-Albums "May Death Never Stop You" ihr wahrscheinlich letztes offizielles Werk ins Rennen. Dabei präsentieren die Männer aus New Jersey nicht nur standardisierte Massenware à la "Helena", "I'm Not Okay (I Promise)" oder "Welcome To The Black Parade", sondern auch insgesamt vier bisher unveröffentlichte Songs.

Der erste bislang ungehörte Track, "Fake Your Death", vereint die sanften und harmonischen Trademarks der Band in sich. Irgendwo zwischen dem klinisch aufpolierten Gestampfe von "We Will Rock You" und dem Piano-lastigen Erbe von Elton John bitten Gerard Way und Co zum Handclap-Tanz. Danach dürfen sich Band-Insider erst einmal knapp 50 Minuten die Beine vertreten.

Richtig spannend wird es erst wieder, wenn die Band kurz vor Schluss das sagenumwobene Attic-Demos-Archiv öffnet ("Skylines And Turnstiles", "Knives/Sorrow", "Cubicles"). Der Inhalt hat natürlich nur wenig mit dem zu tun, was die Band zwei Jahre später unter dem "Sweet Cheers For Sweet Revenge"-Banner präsentierte. Hier saß noch kein Howard Benson (Motörhead, Sepultura, Papa Roach) hinter den Reglern, und auch die bereits verinnerlichten Dynamik-Dauerschleifen holpern mehr schlecht als recht durch die Boxen. Dennoch rocken die drei Songs bereits auf einem durchweg soliden Fundament.

Vor allem die detailverliebt verschachtelte Gitarrenarbeit der Herren Ray Toro und Frank Iero setzt bereits zu diesem Zeitpunkt Emo-Maßstäbe. Der seinerzeit noch hinter der Schießbude sitzende Matt Pelissier hat hingegen noch hörbare Schwierigkeiten mit den zahlreich eingestreuten Rhythmuswechseln.

Aber er ist nicht der einzige, der zu diesem Zeitpunkt noch keine qualitativ hochwertige Konstanz abrufen kann. Auch Frontmann Gerard Way bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm. Im Stile eines pubertären Hinterhof-Revoluzzers klammert sich der Sänger an diverse zweitklassige Melodiebögen, während der Background mit kurzen Shout-Attacken für Schreck-Momente sorgt. Schön klingt anders, aber Schwamm drüber. Wenige Monate später passte dann ja alles.

Trackliste

  1. 1. Fake Your Death
  2. 2. Honey, This Mirror Isn't Big Enough For The Two Of Us
  3. 3. Vampires Will Never Hurt You
  4. 4. Helena
  5. 5. You Know What They Do To Guys Like Us In Prison
  6. 6. I'm Not Okay (I Promise)
  7. 7. The Ghost Of You
  8. 8. Welcome To The Black Parade
  9. 9. Cancer
  10. 10. Mama
  11. 11. Teenagers
  12. 12. Famous Last Words
  13. 13. Na Na Na (Na Na Na Na Na Na Na Na Na)
  14. 14. Sing
  15. 15. Planetary (GO!)
  16. 16. The Kids From Yesterday
  17. 17. Skylines And Turnstiles
  18. 18. Knives/Sorrow
  19. 19. Cubicles

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