laut.de-Kritik
Die Briten rasieren wie üblich jeden Yeti blitzblank.
Review von Michael Edele"The Code Is Red ... Long Live The Code", "The King Is Dead ... Long Live The King", oder so ähnlich. Letzter Ausspruch kommt zum Einsatz, wenn ein Monarch den goldenen Löffel abgegeben und der nächste ihn schon wieder in der Schnauze hat. Frei übersetzt also "Same Shit - Different Day", was sich auch hervorragend auf die gerade abgeschlossene Papstwahl übertragen lässt.
Auf Napalm Death trifft das jedoch nur bedingt zu. Zwar kann man von den britischen Grindcorelern keine massive Kurskorrektur erwarten (die will mit Sicherheit auch niemand haben) aber für die eine oder andere Überraschung sind sie immer wieder gut. Zu denen muss man sich aber erst vorarbeiten, denn die ersten fünf Tracks rasieren wie üblich auch einen Yeti blitzblank, bis er aussieht wie Reinhold Messner mit Frisur.
Dann fährt das Quartett aber Gastsänger auf, die sich gewaschen haben. Sich die Mithilfe von Hatebreeds Jamey Jasta zu sichern, dürfte wohl nicht so das Problem gewesen sein, denn der Kerl ist ja für jeden Spaß zu haben, dennoch sind "Instruments Of Persuasion" und "Sold Short" zwei kernig gute Kracher.
Die wirklichen Überraschungen packen Napalm Death aber mit Ex-Dead Kennedys Fronter Jello Biafra und dem ehemaligen Carcass Giftzwerg Jeff Walker aus. Während Ersterer auf "The Great And The Good" mit seiner unverwechselbaren Stimme mitjammert, faucht Letzterer mit "Pledge Yourself To You" nach Jahren der Abstinenz endlich mal wieder in ein Micro.
Wenn man sich aber gerade damit abgefunden hat, dass die Engländer auch auf ihrem 14. Studioalbum auf der wilden Raubsau durch die Botanik brettern, lassen sie "Striding Purposefully Backwards" langsam ausklingen und nahtlos in das doomige "Morale" übergehen. Scheinbar ist die Nummer, bei der Barney gesangliche Ähnlichkeiten zu Killing Joke-Sänger Jaz Coleman offenbart, eine Huldigung an die Noisecoreler von Swans.
Um den Kreis zu schließen: Während sich unser Ex-Ratzinger und Neu-Benedikt wohl lieber den linken Flügel abkaut, ehe er auch nur ansatzweise den Kurs verändert, lassen sich Napalm Death nicht lumpen und sorgen für reichlich Abwechslung in ihrem Programm. Trotzdem sollte sich kein Altfan vor dem Kopf gestoßen fühlen, denn "The Code Is Red ... Long Live The Code".
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