laut.de-Kritik

Großartige Melodien, tolle Gesangslinien und geile Solo-Duelle.

Review von

Nevermore sind wieder offiziell zu fünft. Mit dem Einstieg von Steve Smyth haben sie einmal mehr einen Weltklassegitarristen in ihren Reihen, der die genialen Riffs und Songkonstruktionen von Jeff Loomis nicht nur locker mitspielt, sondern sogar noch bereichert.

War "Enemies Of Reality" (abgesehen vom Sound) schon klasse, so setzt "This Godless Endeavor" noch einen drauf. Man muss aber der Ehrlichkeit halber zugeben, dass sich die beiden Scheiben doch deutlich unterscheiden, schließlich war "EOR" ein weitaus technischeres und wütenderes Album als "TGE".

Der Opener "Born" beginnt mir seinem straighten, simplen Eröffnungsriff, das auch später im Song noch mal auftaucht, schon beinahe Hardcore-, bzw. Death Metal-lastig. Doch spätestens im Chorus erklingen Warrels einzigartige Gesänge, die eine großartige Melodie über Jeffs und Steves technische Meisterleistungen legen. Andere spielen das als Solo, was die beiden Kerle unter eine Gesangstrophe packen!

Ebenfalls mit jeder Menge Power, dafür eine Spur langsamer, schallt "Final Product" aus den Boxen. Es fällt auf, dass Warrel wieder mehr auf seine Singstimme vertraut und seine wütenden Shouts, die das letzte Album dominierten, nur noch vereinzelt einsetzt. Eine Schnullerplatte ist "TGE" deswegen aber noch lange nicht. Viel mehr scheinen die Jungs aus Seattle eine perfekte Mischung zwischen heftig bollernden, kompliziert vertrackten und einfach nur melodischen Songs und Parts gefunden zu haben.

"My Acid Words" legt nämlich mit furiosem Tempo los, das sie zwar schnell wieder zügeln, hier fesseln einmal mehr die unterschiedlichen Stimmlagen und Gesangslinien. Nach dem durch das Drumming unglaublich mächtig klingenden "Bittersweet Feast" zügeln sie das Tempo mit "Sentinent 6" zunächst in Balladenregionen. Der Song könnte tatsächlich in einer Reihe mit Tracks wie "Sanity Assassin" oder "Dreaming Neon Black" stehen.

Obwohl auch eher mit einem schleppenden Tempo ausgestattet, lädt "Medicated Nation" keineswegs zum Einschlafen ein, sondern ist ein recht straighter, eingängiger Song mit interessanter Message. Nach einem kurzen, mich nicht wirklich begeisternden Instrumental geht es mit dem melodisch-melancholischen "Sell My Heart For Stones" weiter. Es ist einfach fantastisch, wie sowohl Gitarren als auch Warrel mit seiner Stimme eine unglaubliche Atmosphäre erzeugen, der sich wohl kaum einer entziehen kann.

Gas geben Nevermore anschließend noch mal mit "The Psalm Of Lydia", das auch mit geilen Solo-Duellen zwischen Jeff und Steve begeistert. Bevor man sich fragt, warum auch "A Future Uncertain" sehr ruhig daher kommt, drehen sie kurze Zeit später auf und machen den Song ebenfalls zu einem mächtigen Kracher. Mit dem beinahe neunminütigem Titeltrack beenden sie das Album, und einmal mehr klappt der Unterkiefer in tiefste Kellerregionen, wenn man sich anhört, was hier an den Klampfen abgeht.

Nachdem "Enemies Of Reality" ja erst mit neuem Mix wirklich in voller Pracht erstrahlte, wüsste ich nicht, was man an "This Godless Endeavor" noch verbessern könnte. Es gibt wohl keinen Zweifel daran, welche Scheibe auf Monate hinaus meine Anlage blockieren wird.

Trackliste

  1. 1. Born
  2. 2. Final Product
  3. 3. My Acid Words
  4. 4. Bittersweet Feast
  5. 5. Sentient 6
  6. 6. Medicated Nation
  7. 7. The Holocaust Of Thought
  8. 8. Sell My Heart For Stones
  9. 9. The Psalm Of Lydia
  10. 10. A Future Uncertain
  11. 11. This Godless Endeavor

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