2. Charli XCX - "Track 10"
Jahr: 2017
Die letzten beiden Songs dürften an diesem Punkt eigentlich niemanden mehr überraschen. Aber handeln wir sie trotzdem noch ab. Die Silbermedaille geht an "Track 10". Dieser fundamentale Closer zu Charli XCX bestem Album "Pop 2" könnte als der Moment durchgehen, in dem die Leute gemerkt haben, dass die Namensgebung ihres Projekts zu einhundert Prozent ernst gemeint war. Wenn man sie nur beiläufig gehört hat, dann folgten die meisten Songs doch noch recht konventionellen Pop-Schemata. Sehr futuristisch klingende und exzellente Pop-Songs, klar, aber immerhin doch Pop-Songs.
"Track 10" hat keine Fragen an der Ambition dieses Projekts offen gelassen. Die Mischung aus Verzerrung, Ambient- und Noise-Passagen, die den Kern von "Blame It On Your Love" in ein unkenntliches, mystisches Weltraumrauschen hüllen, wirkt bis heute bigger than life. Der Song fühlt sich wie ein avantgardistisches Kunstwerk und ein massiver Pop-Stampfer gleichzeitig an.
Das Autotune im zweiten Refrain allein klingt so gut, so intensiv und so zerrissen, man hätte an dieser Stelle abbrechen können und einen 10/10-Track haben können. Aber der darauffolgende Breakdown bringt den Song in Autechre- oder Aphex Twin-Bestform. Auch wenn "Track 10" später zum überhaupt nicht schlechten "Blame It On Your Love" mit Lizzo umgebaut wurde, kommt doch nichts an diesen surrealen, fremdartigen und unvergesslichen Abschlusstrack eines der besten Alben seines Jahrzehnts heran.
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