Amon Düül II - "Tanz Der Lemminge"
Kommen wir zu einem Sammelsurium sondergleichen: Mit "Tanz Der Lemminge" bekommt man es im Grunde nicht mit einem, sondern mit mindestens zwei, eigentlich sogar mit vier Alben zu tun, die sich zu keinem schlüssigen Gesamtkunstwerk fügen wollen, aber wahrscheinlich gerade deswegen ein beeindruckend facettenreiches Bild ihrer Entstehungszeit zeichnen.
Der Grund für die Widersprüchlichkeiten liegt auf der Hand: Jede der vier Plattenseiten des Doppelalbums verantwortete ein anderes Bandmitglied von Amon Düül II, was sich natürlich musikalisch niederschlägt: Gitarrist Chris Karrer stellt auf "seiner" Seite eins natürlich sein Instrument in den Vordergrund. Die Akustikgitarren-lastigen Tracks verraten zudem sein Faible für spanische und orientalische Gitarrenmusik. Sein Kollege John Weinzierl dagegen huldigte eher dem Spacerock, weswegen die von ihm verantwortete Seite zwei eher an Hawkwind oder Artverwandtes denken lässt.
Die zweite Hälfte des Doppelalbums stellt zudem den Soundtrack zum im Jahr zuvor entstandenen Film "Chamsin" dar. Hier dominieren unter der Regie von Falk Rogner elektronische Klänge. Seite drei birgt einzig das 18-minütige Opus "The Marilyn Monro-Memorial-Church".
Rock, Folk, Psychedelia, völlig durchgeschossene Improvisationen, Gesang und allerlei Klangexperimente verbrüdern sich im "Tanz der Lemminge" zu etwas, das man eigentlich nicht mehr Krautrock, sondern angemessenerweise Kraut-und-Rüben-Rock nennen müsste: ein absolut unvergleichliches Zeitdokument, eine Ganzkörpererfahrung.
Amon Düül II - "Tanz Der Lemminge"*
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