Terry Callier - "What Color Is Love"
"'What Color Is Love' sind ungefähr 40 Minuten reinster Glückseligkeit und Schönheit", schrieb Kollege Patrick Corcoran anlässlich des 45. Jubiläums von "What Color Is Love" bei Albumism. "Es verdiente, in gleicher Weise gepriesen zu werden, wie die titanischen Soul-Alben der 70er von Künstlern wie Stevie Wonder, Donny Hathaway und seines Freundes aus Kindertagen, Curtis Mayfield." Fünf Jahre später, zum 50. Geburtstag, machen wir das jetzt endlich.
Die Anerkennung kommt spät, zu spät. Es passt aber zum Problem mit dem Timing, das Terry Callier zeitlebens zu haben schien. Geboren im Norden Chicagos, fand er schon früh zur Musik. Er lernte Klavier, und wie seine Sandkastenfreunde Major Lance, Jerry Butler und der bereits erwähnte Curtis Mayfield machte er seine ersten Bühnenerfahrungen in diversen Doo-Wop-Formationen. Sein Faible für Jazz auf der einen, und den Folk auf der anderen Seite geben seinem eigenen Soul die spezielle Note.
Die erwies sich aber vielleicht ein bisschen zu speziell für die Zeit, in der sie entstand: Callier nahm für das Label Cadet Records in den frühen 70ern drei ganz wundervolle Alben auf, "What Color Is Love" ist das zweite davon. Allein: Der große Durchbruch blieb aus, und irgendwann hatte Callier besseres zu tun. Um für seine Tochter sorgen zu können, hängte er die Musik an den Nagel und nahm einen Job als Programmierer an der University of Chicago an, wo er in Abendkursen obendrein einen Abschluss in Soziologie erwarb.
Erst in den Neunzigern entdeckten britische DJs Terry Calliers Aufnahmen und bescherten ihrem Urheber einen zweiten musikalischen Frühling. Dass ihm die neu erwachte Popularität als Musiker seine Stelle an der Uni kostete, erwies sich als halb so tragisch: Callier arbeitete unter anderem mit Beth Orton und Massive Attack und nahm noch mehrere Alben auf, ehe er 2012, mit 67 Jahren viel zu früh, einem Krebsleiden erlag.
Die Cadet-Trilogie zählt zum schönsten Teil seines an Schönheit überreichen Oeuvres. Einflüsse aus Folk, Jazz, Funk, Psychedelia und Klassik verwebt Terry Callier so meisterhaft, dass Genregrenzen nur noch eine ferne Erinnerung bleiben. Daraus resultiert Soul, der diese Bezeichnung wirklich und wahrhaftig verdient.
Terry Callier - "What Color Is Love"*
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