Platz 10: Haftbefehl - "Offen/Geschlossen"
2020 forderte eine Petition die Umbenennung der Offenbacher Bismarckstraße in Haftbefehl-Straße. Während die Stadt "Multi-Kulti" repräsentiere, stehe der Reichskanzler für die koloniale Aufteilung Afrikas, die er mit der Kongokonferenz mitorganisierte. "Das hätte mich gefreut. Ich glaube, ich wäre der erste Kurde in Deutschland, nach dem eine Straße benannt wurde", zeigte sich der Rapper in "ttt" begeistert, um sogleich das entscheidende Manko hinter der Idee herauszustellen: "Haftbefehl-Straße hört sich doch albern an. Aykut-Anhan-Allee wär' schon viel cooler."
Haftbefehl weiß, wer er ist. Über seine letzten Alben schälte er Schicht für Schicht die tollwütige "Russisch Roulette"-Fassade ab, um das Ohr auf den zermürbten Kern des Aykut Anhan zu lenken. "Das Schwarze Album" und der exemplarische Hit "Offen/Geschlossen" zeigen einen Rapper, der seit einem Schicksalsjahr gegen die Ruhelosigkeit ankämpft: "Wach seit '99, gefühlt seit tausend Wochen." Bazzazian legt dazu das passende Kraftfeld an, das unter den gepeinigten Zeilen bedrohlich wummert. "Ich hab' das Taş, das Staub, das Schnee und wasch' mir die Schmauchspuren aus der Seele."
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