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Nicht genug?

Es gibt ja diese fragwürdige Sorte Mensch, die ein weiteres Buch mit der Begründung, sie hätten schon eins, dankend ablehnen. Solche wollen wir aber eigentlich gar nicht kennen. Alle anderen: Freut euch, es gibt Nachschlag. Hier kommt im Schnelldurchlauf, was wir noch so alles auf dem Radar, aus unterschiedlichen Gründen aber (noch) nicht untergebracht bekommen hatten:

  • Alex Wheatle - "Sufferah: The Memoir of a Brixton Reggae-Head"

Reggae-interessierte Leser*innen schicken wir zu Alex Wheatle nach Brixton. Er erzählt nicht nur von seiner ausgesprochen traurigen Kindheit und seinen traumatisierenden Erfahrungen mit Missbrauch, Rassismus und Polizeigewalt, sondern auch von der emotionalen Rettungsleine, die ihm Dennis Brown, Bob Marley, Marcia Griffiths, The Mighty Diamonds, Sister Nancy, Gregory Isaacs, Barrington Levy oder King Yellowman in Form ihrer Musik zuwarfen.

  • Amy Winehouse - "In Her Words"

Tagebucheinträge, Notizen und zahlreiche Fotos der jungen Amy Winehouse versammelt dieser Band und versucht, der bereits bekannten tragischen Geschichte der Sängerin eine weitere Facette abzuringen. Ob und, falls ja, wie gut das gelungen ist, davon hätten wir uns gerne ein Bild gemacht. Allerdings ließ sich das Buch zu Rezensionszwecken partout nicht rechtzeitig auftreiben. Schade. Erwerb also auf eigenes Risiko.

  • Charlotte McLaren - "The Book of Harry"

Ja, das klingt nach "Celebration": Autorin Charlotte McLaren feiert Harry Styles' "unglaubliche Reise zum Weltstar und lehrt uns, von seiner Musik und Lebenseinstellung zu lernen". Wer wollte nicht das Geheimnis der Kult-gleichen Verehrung ergründen, die seine Anhänger*innenschaft dem einstigen One Direction-Mitglied angedeihen lässt? "Stil, Selbstvertrauen und Freundlichkeit sind die Schlüssel", na, sowas. Das lesen wir noch!

  • Frank Spilker - "Ich scheiß auf deutsche Texte"

Huch, echt? Na, das wollen wir doch erst mal abwarten: Diese Sammlung mit über hundert (natürlich deutschen) Texten aus der Feder des Sterne-Chefs erscheint am 1. Dezember. Wir sind gespannt. Die Ausgangslage ist gut, denn: "Niemand träumt sich schöner durch die Trümmer dessen, was hätte sein können, als Frank Spilker." Sagt zumindest Robert Stadlober, und warum sollte der nicht Bescheid wissen?

  • Juicy J & Sören Baker - "Chronicles of the Juice Man: A Memoir"

"Ich arbeite an Feiertagen, ich arbeite an Geburtstagen, ich arbeite an Silvester", so Juicy J einst gegenüber der New York Times. "Am Ende des Tages bin ich ein Geschäftsmann. Ich möchte, dass alle das verstehen. Ich arbeite tatsächlich. Ich bin 24/7 im Studio." Dort erlebt man genug Memorierens-Wertes, um ein Buch darüber zu schreiben? Der Three-6-Mafioso hat es jedenfalls getan, allerdings sind wir noch nicht dazu gekommen, uns mit seiner Biografie zu befassen. Wenn wir noch lange genug herumtrödeln, gibt es bestimmt auch eine deutsche Übersetzung.

  • Manfred Krug - "Ich bin zu zart für diese Welt"

Der zweite Band der Tagebücher von Manfred Krug, der nicht nur Schauspieler, sondern auch passionierter Sänger war, beleuchtet die Jahre 1998 und '99: eine spannende Zeit in Deutschland. Wer nicht lesen wollte, konnte sich Krugs poetische Gedanken zur Lage der Nation auch vorlesen lassen. Zwar nicht mehr vom Autor selbst, aber beinahe: Sein Sohn Daniel Krug las die Hörbuchfassung ein.

  • Martin Popoff - "50 Jahre AC/DC"

Gleich mehrere alte Fregatten in Hardrock-Gewässern feierten in diesem Jahr das 50. Jubiläum ihres Stapellaufs. Der kanadische Rockjournalist Martin Popoff hatte also vermutlich ganz gut zu tun, mit Auftragsarbeiten zum jeweiligen Jubelfest. Mit "50 Jahre AC/DC" salutierte er vor den australischen Ikonen, hier locken aber wahrscheinlich eher die über 300 Fotos als die bereits oft genug wiedergekäuten Geschichten über die Band.

  • Martin Popoff - "50 Jahre Kiss - Die illustrierte Biografie"

Noch ein 50-Jähriges, noch einmal Martin Popoff, und wieder liegt der Schwerpunkt auf dem Bildmaterial: "Eine Zeitreise der besonderen Art", verspricht seine illustrierte Biografie von Kiss, die optisch ja schon immer Einiges hergemacht haben. Das wuchtige Buch eignet sich dann auch eher als Deko für den Coffeetable, statt um wirklich drin zu schmökern.

  • Mutabaruka, Sebastian Schwager & Werner Zips - "Mutabaruka - The Verbal Swordsman"

Der jamaikanische Dub-Poet Mutabaruka hat sich außer mit seiner Musik einen Namen als Radiomoderator gemacht. Seine Show "Cutting Edge", die er erstmals 1992 bei Irie FM in den Äther schickte, machte ihn zu einer höchst streitbaren Instanz und für die beiden Wiener Anthropologen Sebastian Schwager und Werner Zips zu einem interessanten Studienobjekt. Hätten wir gerne gelesen, ließ sich aber nicht rechtzeitig beschaffen.

  • Norma Schneider - "Punk statt Putin"

Besser als Putin kam einem in diesem Jahr ja irgendwie vieles vor, sogar Punk. Norma Schneider porträtiert in diesem Buch eine vielschichtige Szene, die seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zwischen Unterdrückung und Vereinnahmungsversuchen einen noch schwereren Stand hat als vorher schon. Warum wir das nicht besprochen haben, wissen wir heute auch nicht mehr. Die Materie ist jedenfalls ultrainteressant.

  • Protoje & The Bookboys - "Here Comes The Morning"

Noch nicht besprechen konnten wir diese Niedlichkeit, weil sie erst kommenden Samstag erscheint: Zusammen mit den neun und zwölf Jahre alten Bookboys, den Brüdern Azabi und Gyasi Bookman, hat Protoje seinen Song "Here Comes The Morning" aus seinem Album "Third Time's Charm" in ein Kinderbuch für Drei- bis Siebenjährige verwandelt. Es beantwortet - hoffentlich! - die Frage seiner Tochter Yara, die wissen wollte, wohin die Sonne verschwindet, wenn es abends dunkel wird.

  • Roland Kaiser - "So nah wie nie"

"So nah wie nie" hätte Roland Kaiser mit diesem Bildband an sich herangelassen. Sein "Roadbook" versprach Einblicke hinter die Kulissen seiner ausufernden Konzerte. Die hätten wir gerne getätigt, allerdings verhallten mehrere Anfragen nach Bemusterung unbeantwortet irgendwo im Äther. Bisschen bedauerlich, aber der Mann tourt ja unermüdlich, die nächste Kaisermania meldet auch schon wieder ausverkauft. Das war bestimmt nicht die letzte Fotodokumentation dieses Irrsinns.

  • Siegfried Tesche - "The Beatles: Baby you can drive my car"

Ebenfalls unbeantwortet blieb unsere Anfrage nach diesem Buch, in dem sich Siegfried Tesche mit der (haha!) Auto-Biografie der Beatles befasst. Wir werden also nicht herausfinden, ob der Amazon-Verkaufsrang 6 in der Kategorie "Fachbücher für KFZ-Technik" gerechtfertigt war. Mist.

  • Simon Goddard - "Bowie Odysse 72"

Der britische Musikjournalist Simon Goddard zählt zu den anerkannten Koryphäen, sobald es um David Bowie geht. Seinen beiden Bänden "Bowie Odyssee 70" und "Bowie Odyssee 71" ließ er in diesem Jahr ... ihr ahnt es: "Bowie Odyssee 72" folgen. Warum darauf keiner der Redaktions-internen Bowie-Fanboys angesprungen ist, klären wir im Rahmen der Weihnachtsfeier. Bei einem Getränk. Oder bei zweien.

  • Staci Robinson - "Tupac Shakur: The Authorised Biography"

Das letzte Buch über Tupac Shakur, das wir gelesen haben, geriet ... so mittel. Staci Robinson kann es also eigentlich nur besser gemacht haben. Ihre "Authorised Biography" ist Ende Oktober gerade frisch erschienen, eigentlich ein Nebenprodukt der Doku-Serie "Dear Mama: The Saga of Afeni and Tupac Shakur", die im April Premiere feierte. Als Executive Producer hatte Robinson Zugriff auf private Aufzeichnungen des Rappers und engen Kontakt zu seinen Hinterbliebenen.

  • Thomas Spitzer - "Geht ein altes Herz auf Reisen"

Dass uns die Liebesbriefe und Reiseberichte des Gründers der Ersten Allgemeinen Verunsicherung durchgerutscht sind, dafür müssen wir uns echt an die eigenen Nasen packen, um nicht zu sagen: heftig draufschlagen. Das haben wir zur Abwechslung nämlich ganz alleine verschallert. Ich erinnere mich sogar noch dran, dass wir ein Interview mit Thomas Spitzer in Erwägung gezogen haben, bloß ... angefragt hat das dann niemand mehr, und die Existenz dieses Buches haben wir gleich mit-vergessen. Asche auf unsere Häupter, und ein gerüttelt Maß Pinguinkot. Wir haben es verdient.

  • Timon Menge - "Die Toten Hosen - "Über 40 Jahre Punkrock"

Beim riva Verlag setzen sie ihre Reihe, eine mehrere Dekaden umspannende Bandgeschichte auf ein schmales Buch einzudampfen, fort. Ob Autor Timon Menge dies mit der Story der Toten Hosen halbwegs gut (wie im Fall Die Ärzte) oder eher suboptimal (wie bei den Red Hot Chili Peppers) gelungen ist, erzählen wir euch, sobald wir herausgefunden haben, wo das seit Wochen versprochene Päckchen vom Verlag abgeblieben ist.

  • Tippa Irie - "Stick To My Roots"

Wir begannen diesen Nachschlag mit Reggae aus Brixton, also beenden wir ihn auch damit: Tippa Irie hat im Sommer seine Autobiografie veröffentlicht. Darin rollt er seine inzwischen vier Dekaden umspannende Erfolgsgeschichte auf, von als Kind gewonnenen Talentwettbewerben bis zur Grammy-Nominierung für seine Kooperation mit den (damals noch nicht völlig degenerierten) Black Eyed Peas.

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