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Mehr Straße als Bushido

Während sich der Journalismus an die Konzerne verhurt, biedern sich Rapper*innen bei den Mainstreammedien an. Bei Bushido wirkt das aus zwei Gründen besonders bizarr: Zum einen, weil er zu denen gehörte, die das Maul immer am weitesten aufgerissen haben, wenn es darum ging, sich von gewissen Medien zu distanzieren, und jetzt steckt er genau denen bis zur Hüfte im Rektum. Zum anderen, weil die schiere Menge exhibitionistischer Formate aus dem Hause Ferchichi langsam wirklich absurde Ausmaße annimmt.

Über Schwangerschaft und Geburt seiner Drillinge wurde die Öffentlichkeit minutiös informiert, auch das Leben ihrer älteren Geschwister findet erbarmungslos vor den Augen der Öffentlichkeit statt. Über Umzug nach Dubai und Nachbarschaftsprobleme werden wir detailliert auf dem Laufenden gehalten. Einer ausschweifenden Homestory-Doku folgte jetzt schon die zweite. Eine Bushido-Biografie gabs eigentlich schon, trotzdem erschien dieser Tage nun diese hier:

... wieder einmal eine "Auto"biografie, bei der Fließbandrapperbiograf Dennis Sand die Feder führte. Sie erzählt angeblich Bushidos "ungeschönte Geschichte – losgelöst von der Kunstfigur, die er bis zuletzt für viele Menschen noch immer verkörperte". Jesusmaria. Natürlich les' ich das noch. Irgendwann. Momentan bin ich aber noch zu atemberaubt von dem Kitschmisthaufen der jüngsten Meldungen: Bushido hat seiner Gattin nach zehneinhalb Jahren Ehe wieder einen Antrag gemacht. Sie hat erneut 'Ja!' gesagt. Allerdings musste sie den Ring umtauschen, er hat nicht gepasst.

Him-mel, hilf! Warum um alles in der Welt posaunt man jedes Detail eines angeblich doch romantischen, intimen Abends in einem scheißteuren Hotel an ein Publikum raus, statt sich einfach daran zu erfreuen? Jan Böhmermann hat da eine Theorie: Bushido und seine Gattin versuchten, sich als eine Art "deutsche Kardashians" zu inszenieren, vermutete er in seinem Podcast "Fest & Flauschig". Zusammen mit seinem (in vielerlei Hinsicht unangenehmen) Laberpartner Olli Schulz lästerte er sich da gepflegt einen ab, kam aber zu einem Schluss, den ich vollumfänglich unterschreiben würde: "Da bin wirklich ich mehr Straße als Bushido, jetzt, nach diesem Ding." Recht hast du, Polizistensohn!

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