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Conny, pt. 2

So sehr der Song viele Dinge auch verkompliziert, habe ich doch das Gefühl, dass die Kernthese es sich etwas zu einfach macht. Gerade der Umgang mit Drake ist so klinisch und steril, als lese man eine Hausarbeit, die sich nie so richtig mit ihrem Material beschäftigt hat. Der Song scheitert daran, den emotionalen Kern seiner Objekte zu treffen, und konstruiert Drake und Bruno Mars als halbgare Projektionsflächen für Connys sehr valide Bedenken zur Konsumgesellschaft, sei es in der Liebe oder im Geld. Aber dann verrührt er darin so viele Themen, von Depression als Krankheitsbild über Tinder-Gesellschaft bis hin zu genereller Kapitalismus-Kritik.

Klar, gehört das alles irgendwie zusammen, aber der Song schlägt die Brücke für mich kaum. Er verrührt sie nicht von einem emotionalen Standpunkt her, sondern von einem rationalen. Ich muss selbst die Gedanken mit Grundwissen aus sozialen Diskursen auffüllen, um seine Ideen nachzuvollziehen. Er ordnet seine Gefühle einem populären Diskurs unter, den er zwar irgendwie hübsch aufbereitet, aber nicht durchdringt. Ich weiß nicht, mir kommt es damit mehr wie ein Thinkpiece vor, wie eine Song-gewordene Taz-Kolumne. Ist das die Stärke des Mediums Musik?

"Drake Ist Auch Nicht Glücklich" gibt mir doch nur das Gefühl von einer sehr bemühten lokalen Theater-Gruppe, deren Mitglieder der Reihe nach sehr richtige Dinge sagen und sie irgendwie clever zu einem Gesamtwerk zusammensetzen, aber unter all den verdienten Gute-Nudel-Sternen im Grunde keine Persönlichkeit zeigen. Genau wie er Bruno Mars und Drake im Song nicht einmal unterstellt, einen wirklichen persönlichen Kern in ihrer Musik zu besitzen. Diese ironische Distanz zu allem, zu populärer Kunst, kommerzieller Kunst, zur eigenen Kunst scheint irgendwie den Glauben verloren zu haben, mit all dem Bearbeiten irgendeinen Unterschied machen zu können. Zwischen all dieser mit sich selbst hadernden Kunst-Politik dringen er selbst und die Traurigkeit, um die es eigentlich gehen sollte, nicht durch. Und das macht es so frustrierend, weil er so nah dran zu sein scheint.

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1 Kommentar

  • Vor 3 Jahren

    Ohne groß zu haten, aber das trifft es eher auf den Punkt. Die Message bei Conny ist leider sehr vorhersehbar und irgendwie weiß man auch bei immer, worauf es als nächstes hinausläuft. Darüber hinaus behandelt er politische Themen auch nie wirklich unter politischen Aspekten, sondern verhandelt nur deren Moral, was dann halt zu eben jenen einseitigen Erkenntnissen führt.

    Video ist aber tight.