Man hat mich gewarnt
Aber gut, kommen wir zum Wesentlichen. Ich habe einen Mainstream-Rundown angekündigt - also fangen wir auch gleich mit dem großen Bossmonster an. Ich habe schon gesehen, dass Nina Chuba einen Song mit Tokio Hotel rausgebracht hat. Ich habe nur aktiv verdrängt, dass ich einen Job habe, der macht, dass ich mich damit beschäftigen sollte. Aber gut, hier sind wir: Was passiert auf "Fata Morgana"?
Natürlich könnte man jetzt mit dem positiven Potential so einer Kollabo einleiten. Chuba ist ja ganz gut darin, Sachen zu reclaimen, und Tokio Hotels 2000er-Run ist durchaus etwas, über das man reden sollte, und über den Hass, der dieser Band entgegenschlug, die damals doppelt Diamant in der Bravo gegangen ist. Die Musik war stellenweise ein bisschen irritierend, aber wir wissen alle, dass "Durch Den Monsun" definitiv aus quasi jeder Crowd eine Reaktion herauskitzelt.
Gut, Nuance beiseite, natürlich ist das hier trotzdem scheiße. Was mich, glaube ich, am meisten wurmt, ist diese im deutschen Pop wieder so vehement auftretende Nostalgie-Blindheit. Nina Chuba zeigt erneut eiskalt abgeleistete Kompetenz. Sie reproduziert das warm-wohlige Nostalgie-Gefühl mit abgefahrener Treffsicherheit und einer Menge Kalkül. Aber nirgends wird das deutlicher als im Verse von Bill Kaulitz, wo er wirklich mehrmals aktiv Referenzen auf "Durch Den Monsun" setzt, als wolle er sein Zoomer-Publikum daran erinnern, warum man ihn nun eigentlich kennt.
Aber entwickelt das etwas aus diesem Sound? Macht es etwas Neues damit, wird er eingeordnet, modernisiert? Nein, natürlich nicht. "Fata Morgana" klingt wie eine Coverversion von einem Song, den Tokio Hotel 2006 aus Versehen nicht gemacht haben. Es ist absolut beliebig, Nina Chuba hätte genauso gut "Tanz Der Moleküle" oder "Temperature" neu auflegen können, weil dieser Nostalgie-Mechanismus im Grunde absolut keine künstlerische Vision hat. Das finde ich irgendwie deutlich ätzender, als wenn die Musik einfach schlecht wäre. Sie ist gut, aber vollumfänglich seelenlos.
4 Kommentare mit 4 Antworten
bitte bitte nie wieder Tanz der Moleküle. Der Song gehört verboten und verbannt.
Das war von allen beschissenen Scheißsongs der Dekade wirklich die Krönung.
Was hat Nina Chuba mit Hip Hop oder Rap zu tun? Ist lupenreiner Radiopop...
"und Tokio Hotels 2000er-Run ist durchaus etwas, über das man reden sollte"
Nein.
"aber wir wissen alle, dass "Durch Den Monsun" definitiv aus quasi jeder Crowd eine Reaktion herauskitzelt."
Das Bedürfnis zu Reiern, ja.
Meine Reaktion, wenn ich „Durch den Monsun“ höre? Greife mir ein Ding aus dem Stoff, aus dem die Regenschirme sind, und halte es schützend über mich, know mean.
"und Tokio Hotels 2000er-Run ist durchaus etwas, über das man reden sollte"
Doch. Überall, wo Menschen auftauchen, entstehen diese Stürme, die uns leiten. Ob es uns gefällt oder nicht. Hieraus werden Dinge schon auch abgeleitet, z.B. die Emo-Krise oder ähnliches.
was für Stürme? wat laberscht du?
https://youtu.be/ffeCqFW8mUI?si=-xdCDm7lGE… Das ist Beispiel für den Sprechgesang. Nina Chuba nicht. Verstehe nicht was die in der Doubletime sucht, da ist ja Bill Kaulitz mehr Rap.