Scharte ausgewetzt
Comedyshows zielen normalerweise auch weit an meinem Humorzentrum vorbei. Trotzdem konnte ich mir "Das Große Comedy-Comeback" von Rockstah keinesfalls entgehen lassen. Es ging ihm schließlich darum, die Scharte auszuwetzen, die er vor sehr langer Zeit in die Nachtsheimsche Familienehre geschlagen hatte. Damals hatte er einen Auftritt im Quatsch Comedy Club komplett in den Sand gesetzt - für den Sohn einer hessischen Comedylegende natürlich noch beschämender als für einen "normalen" Loser.
Der Stachel dieser ollen Schande saß aber offenbar tief, die Wunde schwärte über die Jahre vor sich hin. Bis jetzt: 2019 hat Rockstah offenbar genügend Bühnenerfahrung, Mut und Wahnsinn zusammengekratzt und will es nochmal wissen. Proben? Wozu? Einfach mal machen, die treuen Nerdy-Terdy-Gangster kaufen die Tickets ja sogar, wenn sie keinen Schimmer haben, was sie erwartet. Auweia, das hätte ganz schön ins Auge gehen können. Schon wieder.
Ging es nicht: Ich hab' in Stuttgart den dritten Auftritt gesehen. Rockstah wirkte noch komplett unroutiniert, was eigentlich ganz charmant rüberkam. Dass er Unsicherheit mit Lautstärke kompensiert, kriegt er bestimmt noch in den Griff. Auch, wie viel Kenntnis alter Badesalz-Witze man bei einem jungen, obendrein meist ja nicht-hessischen Publikum voraussetzen darf: Ich fand gerade diesen Teil sehr lustig, war damit aber, fürchte ich, recht alleine.
Auch, wenn ich die Rahmenhandlung (Computer mit Frauenstimme führt durch den Abend) ein wenig verkrampft und mehr als nur ein wenig vorhersehbar fand: Rockstah hat tatsächlich ungemein viel komödiantisches Talent. Er zeigt vor allem keinerlei Hemmungen, sich selbst zum Horst zu machen und komplett schonungslos auf den eigenen (teils eingebildeten) Unzulänglichkeiten herumzureiten. So nennt er eine Attraktion im imaginären Vergnügungspark seines Lebens "Rockstahs Karriereleiter", besagtes Fahrgeschäft entpuppt sich als "Europas erster unterirdischer Freefall-Tower", an dessen Fuß das Offenbacher Finanzamt wartet. Ich musste lachen.
Ich hasse deutsche Stand-Up-Comedy noch immer von Herzen, aber: Das war trotzdem ein durchaus vergnüglicher Abend. Die Tour ist inzwischen zwar vorbei (und war ohnehin lange vorher ausverkauft). Man munkelt aber, es werde weitergehen: Neue Termine werden vermutlich noch im November bekannt gegeben.
2 Kommentare mit 7 Antworten
Es gibt die ein oder andere Perle im deutschen Stand up Genre!
Vor kurzem erst wieder sehr begeistert von Hazel Brugger gewesen also bitte nicht so negativ!
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Das ist zwar richtig aber in dem Fall egal da ihr Arbeitsschwerpunkt in Deutschland liegt.
Meinetwegen ersetze halt „deutschen Stand up Genre“ durch „deutschsprachigen“ du Erbsenzähler.
Es ist halt einfach richtig, dass deutsche Comedy zu 100% Kernschrott ist, wobei ich mir bei dir ja Besuche bei Mario oder Cindy, inklusive wildem Schenkelklopfen, schon sehr gut vorstellen kann, lieber Landstraßenpilot.
Tut mir leid aber dieses Bild das du da gerne von mir hättest kann ich in diesem Fall nicht bedienen.
Und zu 100% kackt deutsche Comedy sicher nicht ab eher zu 80 und jetzt kümmer dich doch bitte weiter um deine Metamorphose bin sehr gespannt auf die nächste Stufe
Stufe 1: Frauenfreund
Stufe 2: MannIN
Stufe 3: ?
Stufe 4: Profit?
Ich mag ja Lisa eckhart ♥
Sie hat sowas KZeskes, oder?
wütende, schreiende Östereicherin, die von der Kunsthochschule abgewiesen wurde und für die Kariere nach Deutschland kam...es muss liebe sein ♥
Danke