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Holiday!

Als ich vorhin eine neue Edgar-Single gesehen habe, wusste ich nicht, dass da wieder eine drei Tracks starke, konzeptuelle Mini-EP wie "Ruf Der Leere" auf uns wartet. Aber gut, immerhin könnte ein Cluster namens "Urlaub :)" nicht so deprimierend sein, oder? Oder?!

Oh boy. Die drei Tracks steigern sich zunehmend in diesen Touristen-Menschenhass, den wirklich jeder kennt, allen voran andere Touristen. Gelegt über abwechselnde Stock-Videos von fröhlichem Insel-Partyvolk gegen Umweltverschmutzung ist Edgar nicht in seinem subtilsten Gesellschaftskritik-Bag, aber es muss sich ja auch lohnen, mal die Samthandschuhe auszuziehen, wenn man hassenswertes Zeug in die Mangel nimmt.

Im Grunde fühlt es sich an, als hätte er "Der Urlaub War So Schön" vom Retrogott auf acht Minuten gestreckt. Das hat dann durchaus seine Momente, in denen er kluge Sachen sagt, und auch ein paar solide, absurde Punchlines. "Postkarte Aus Dem Urlaub" ist mir mit seinem "ich hoffe ihr sterbt alle"-Spirit ein bisschen zu 2012-quirky, und der Schlusstrack "Zurück Aus Dem Urlaub" hängt seine Kapitalismuskritik vielleicht auch ein wenig hart an diesem Bild auf, dass man einem Bettler in einem armen Touristenland kein Geld gibt. Wobei ich mir aber auch nicht sicher bin, ob es nicht irgendwie cool ist, diesen so extrem selbstverständlich hingenommenen Moment und all seine Implikationen richtig qualvoll genau aufzurollen - wobei man ja sagen muss, dass das alles auch für Bettler in der Heimat gilt.

Ihr merkt, ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Es packt mich jetzt nicht so sehr wie "Ruf Der Leere", und ich habe fast das Gefühl, dass das Thema es sich ein bisschen leicht macht: Wir waren alle schon mal irgendwo anders und werden es wohl irgendwann wieder sein. Und dann werden wir alle denken, dass wir umgeben von idiotischen, dummen Touristen sind, während wir selbst die respektvoll-reflektierten Touristen sein müssen. In dem Sinne kommt von solchen Tracks ja nur Wohlfühlfutter raus, selbst wenn es jemand hören würde, der wirklich alle Angriffspunkte auf diesen Tracks erfüllt. Es sei denn, dieser jemand ist der Song von Chris Tall und Savas, der nämlich weiß, dass er scheiße ist, sich dann aber bestimmt erst recht nicht shamen lassen wird. Aber naja - am Ende höre ich Edgar trotzdem supergern zehn Minuten zu und hoffe, da kommen noch mehr solcher Cluster auf uns zu.

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