XXS?
Wir schließen mit einem der interessantesten Phänomenen der Woche: Das Musikmagazin Pigeons and Planes hat ein eigenes Konkurrenzprodukt zur XXL Freshman-Class veröffentlicht. Das heißt die "See You Next Year Class", kommt dieses Jahr zum ersten Mal und wird von einem von Mike Dean produzierten Kollabo-Album begleitet, auf dem jeder der gewählten Künstlerinnen und Künstler einen Track mit dem legendären Produzenten aufnehmen darf. Es fokussiert sich nicht nur auf Rapper, auch ein paar Indie-Sängerinnen und Sänger finden sich im Mix, aber trotzdem sind in diesem Indie-Lostopf doch ein paar MCs zu finden. Hier einmal zur genaueren Betrachtung:
Teezo Touchdown
Dieser Art-Rap-Weirdo hat seinen ersten Push bekommen, weil er auf Tyler The Creators "Call Me If You Get Lost"-Album und der zugehörigen Tour gastieren durfte. Gibt aber Sinn, dass der Odd Future-Mastermind mit diesem Mann und den Nägeln in den Haaren anspringen würde - er hat diesen Fashionista-Flair, die Genre-übergreifende Arbeitsweise und ein paar verdammt eingängige Tunes.
Ekkstacy
Der hier ist im Grunde schon kein Rapper mehr. Ekkstacy macht eine Mischung aus Emo und Indie, ich führe ihn trotzdem einmal hier auf, weil die Einflüsse von XXXTentacion und Lil Peep doch schon sehr spürbar sind und man ihm ein bisschen die Sozialisierung im Soundcloud-Songwriting anmerkt. Abgesehen davon habe ich mir die 2020-EP gegeben und fand sie auf eine nondeskripte Weise sehr schön. Wintermusik. Könnte mir vorstellen, dass da für ihn etwas geht.
Terry Presume
Auch Terry Presume ist so eine Nischenfigur, die ich auf gar keinen Fall nur als Rapper auflisten würde. Aber er rappt, wenn er nicht gerade Funk oder Soul oder Country macht. Er hat einen Haufen Energie, ein krasses stimmliches Talent und hat seine EP extra "What Box?" genannt, um sich vom Schubladendenken abzugrenzen. Er wirkt wie so ein Typ, der gut und gerne mal im Umfeld von einem Kaytranada oder Flying Lotus landen könnte. Und die kann man ja eigentlich nicht früh genug kennenlernen.
Redveil
Mirco hat gesagt, er findet die Stimme ein bisschen zu Denzel Curry, ich musste, als ich ihn das erste mal gehört habe, vor allem an J. Cole denken. Aber für einen Jungen, der 2020 in der Pandemie mit 16 seine ersten selbstproduzierten Tapes veröffentlicht hat, sind das ja schon hohe Standards. Redveil hat dann dieses Jahr mit "Learn 2 Swim" noch mal einen draufgelegt - eigentlich gibt es keine Zweifel, dass er mit seinem opulenten, selbstgemachten BoomBap-Sound ein Staple dieser Nische werden wird.
Ben Reilly
Pigeons & Planes erklärt den hier als jemanden, der jede Line wie eine Hook klingen lassen kann. Als jemand, der eine Menge Detail in seine Tapes bringen kann. Und ich sehe das, aber gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Mann schon offensichtlich eine ganze Menge Kendrick gehört hat, und solange andere Kendrick-Sprösslinge wie J.I.D, D Smoke und Kenny Mason noch nicht so richtig in der Szene angekommen sind, würde ich mal noch nicht auf einen wirklich dreisten Klon setzen.
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