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Gruß aus Schwurblistan

Okay, Augen zu und durch. Es ist ja ein recht offenes Geheimnis, dass ich Finch Asozial für eine Zimperliese halte, die zwar gerne und großmäulig austeilt, aber nix einstecken kann. (Meine Güte, was wäre erst passiert, wenn ich ihn nicht bloß "pummelig" genannt hätte, sondern die andere Wahrheit geschrieben: dass er sich in seinem eigenen Track hat an die Wand rappen lassen - von fuckin' H.P. Baxxter!?) Es sollte mich also nicht weiter überraschen, dass der Typ es in diesem Leben wohl nicht mehr unter meine Lieblingsrapper schaffen dürfte. Eigentlich sollte mich auch nicht überraschen, dass er unangenehmen Scheißdreck von sich gibt - aber damit erreicht er dann doch einen neuen Tiefpunkt:

"Lasst euch nicht von irgendwelchen Leuten blenden, von irgendwelchem Propaganda-Scheiß", warb er in seiner Instastory dafür, beim anstehenden Volksentscheid zum Berliner Klimagesetz mit "Nein" zu stimmen. Mit Vokabular voll auf rechter Linie, schwadronierte er weiter: "Entscheidet selbst, ob ihr weiterhin mit dem Auto fahren wollt, oder ob ihr Bock habt, zurück in die Steinzeit zu gehen und auf Pferden zu reiten."

Mit dem kleinen Unsinn im großen, dass die Menschen Pferde in der Steinzeit noch gar nicht geritten, sondern gefressen haben, so sie sie denn erwischten, brauchen wir uns gar nicht aufzuhalten. Finch ledert ja gerade weiter, von "Impfpropaganda", der angeblichen Ausgrenzung der Ungeimpften und der generellen Nutzlosigkeit der Corona-Impfung, vom "SELBER denken", "euer Gehirn anschalten" ... das ganze Schwurblerprogramm.

Hintergrund des Geblubbers: Am vergangenen Sonntag stimmten die Berliner*innen per Volksentscheid darüber ab, ob ihre Stadt statt, wie geplant, bis 2045 "schon" bis 2030 klimaneutral werden soll. (Ist ja nicht so, dass uns die Zeit davonliefe.) Zwar wollten das knapp 51 Prozent der Abstimmenden so, es half nur trotzdem nichts. Die Wahlbeteiligung war einfach zu gering, als dass das Ergebnis irgendeinen Einfluss auf die Politik hat.

Die Kolleg*innen von 16 Bars zitieren dann noch aus einer anderen Instastory, die ich glücklicherweise verpasst habe:

"Das 'grüne [...] lifestyle-linke Berlin' könne er nicht mehr sehen. Was er auch nicht mehr sehen könne, seien die 'reichen Wessi-Kids, die herkommen' und das Berlin, wie FiNCH es kennt, ändern wollen würden. Diese würden dort dann versuchen, '[...] sich mit ihren vierzig Geschlechtern und mit ihren Pronomen' einer Minderheit zugehörig zu machen und dies 'auch noch mit Rassismus [...] gleichzusetzen'. Sein Kopf platze aufgrund der Dinge, die momentan passieren würden, und er kriege '[...] den Hass und das Kotzen'."

Wow. Klimakatastrophe, grüne und linke Positionen, Lifestyle, Ost-West-Differenzen, die Genderthematik und Rassismus, und dann auch noch Radfahrer und Fußgänger kriegt wirklich nur unter einen Hut, wer keins dieser Themen auch nur rudimentär verstanden hat.

Verblüfft noch irgendwen, dass Finch immer wieder Applaus und Zuspruch aus rechten Kreisen bekommt? Mich nicht. Ich bin eher baff, dass er immer wieder schafft, sich selbst noch zu unterbieten.

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